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Kopisten am Werk

Begonnen von Das Schwarze Phantom, 11. Apr. 2019, 09:46:02

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Der Sumpfgnom

Zitat von: \"Das Schwarze Phantom\"Wen das Thema nicht interessiert, wie z.B. Beppo, der braucht ja nicht reinzuklicken ...

Beppo hat die Meckeritis. Scheint die Sonne, klagt er über austrocknende Stauseen, regnet es, jammert er, dass er nicht in seiner Hängematte liegen kann. Natürlich wird er auch diesen Satz nicht ignorieren und bestimmt was ganz schlaues antworten. :)-D

Theodora Tuschel

Zitat von: \"Ostsibirischer Korjakenknacker\"Was macht eine Barks (oder evtl. noch eine Jippes)-Zeichnung \"lebendig\", und warum wirken andere dagegen tot bzw. statisch?

Ich glaube, das ist ganz simpel. Der eine kann eben zeichnen, und der andere nicht. Vielleicht gibt es dazu eine Theorie, aber die braucht man nicht. Die jungsteinzeitlichen Höhlenbilder sind lebendig, weil diese Leute malen konnten. Sie setzten genau die Linien und Flächen, die die Tiere im Auge des Betrachters dynamisch erscheinen lassen, bis heute. Barks\' Zeichnungen sind lebendig (nicht alle, aber die meisten), weil er seine Striche genau so setzt, dass der Betrachter nicht nur die Figur, sondern auch ihre Bewegung, ihre Absicht und ihre innere Gefasstheit erkennt.

O.k., ich weiß, das ist eine logische Volte. Aber wenn du fragst: warum ist das gut? dann kannst du auch fragen: warum ist Musik schön?

Barks ist ein gutes Beispiel für \"Können\" in der Kunst. Er konnte zeichnen, aber er konnte nicht malen. Seine Ölbilder sind leblos, steif, unbeholfen. Wie gut seine Zeichnungen sind, sieht man sehr schön hier in den Gegenüberstellungen des Phantoms.

(Ich hoffe, Verehrtester, du hast den Esel als Anspielung auf Palmsonntag erkannt.)

Fährmann

Es gibt ja auch die vielen Vorstudien, die Barks vor manchem vollendeten Panel angefertigt hat. Sowas kann sich ein Kopist natürlich sparen.

Ahoi!
Ahoi!

Ostsibirischer Korjakenknacker

Zitat von: \"Theodora Tuschel\"(Ich hoffe, Verehrtester, du hast den Esel als Anspielung auf Palmsonntag erkannt.)

Offen gesagt nein ... so um die Ecke denke nicht mal ich :)

Aber danke für den Hinweis!
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Frieden für die Ukraine!

Grkztrrrschwrzkajaaaa!

Das Schwarze Phantom

@Sven Jansen:
OK - \"Der Gespensterschatz\" mag ja nicht unbedingt an Barks\'sches Niveau heranreichen. Aber von den vier Geschichten aus dem LTB 1 ist er für mich die überragende. Da spricht mich \"Der Kolumbusfalter\" weit weniger an. Aber das liegt wohl auch an meiner Abneigung gegenüber dem Scarpa-Stil ...

Machen wir weiter:

Die ursprünglich an dieser Stelle befindliche Illustration mußte aus technischen Gründen entfernt werden. Sämtliche Abbildungen zum \"Gespensterschatz\" findet der geneigte Leser in kompakter Form im Beitrag Nr. 119 (Seite 6 unten) innerhalb dieses Threads.            
- Das Phantom -

Beppo

> Das ist ja eine der Grundfragen, die mich seit Jahren (buchstäblich!) beschäftigt: Was macht eine Barks (oder evtl. noch eine Jippes)-Zeichnung \"lebendig\", und warum wirken andere dagegen tot bzw. statisch?

Nur Theologen haben den Mut, Fragen zu stellen, die 313 Düsentriebs in 313 Jahren nicht beantworten könnten. Warum hat der HErr am vierten Tag den schönen Eisvogel und am fünften die hässliche Grottenassel erschaffen?

Frag uns doch mal was Leichteres. Zum Beispiel, ob die Riemannsche Hypothese zutrifft.

Wir sind ja im Prinzip ein Carl-Barks-Fanklub. Das hat uns zusammengebracht. Wir sind voreingenommen. Barks mögen wir alle. Das Phantom ist nur die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Man könnte ja auch allgemeiner fragen. Was ist das Besondere an Shakespeare, an Loriot oder Bob Dylan? Ist eine allgemeine Theorie der Künste möglich? Ohne Hilfe von allerhöchster Seite kann ich heute nur sagen, dass das menschliche Gehirn eine Blackbox ist mit einer Software, die wir nicht dekompilieren können.

Warum ist Donald ein begnadeter Glasermeister, der die klassische Cornea-Operation aus dem ff beherrscht? Ich glaube nicht, dass er das lange geübt hat. Das steckt irgendwie in seiner DNA (wenn die Ducks eine DNA haben). Andere Glasermeister können das nicht so gut. Dahinter liegt das Prinzip des Genpools. Wenige sind auserwählt. Andere Zeichner können eben nicht so gut zeichnen (und texten) wie Barks.

In der Mathematik gibt es die Argumentation mit Gegenbeispielen. Man widerlegt eine Vermutung mit der Angabe eines Beispiels, für das die Aussage nicht gilt. Es gibt einen nichtreflexiven Banachraum, der zu seinem Bidual isometrisch isomorph ist. (Wenn ihr das für kubistanisch haltet, das ist kubistanisch.) Gottfried Helnwein kann Erika Fuchs gut zeichnen, Simon Schwartz kann das nicht. Carl Barks konnte Donald gut zeichnen, Luciano Bottaro konnte das nicht. Aber wie wir in Bayern sagen: Eimal neidappt langt. Das Leben ist zu kurz, um sich wochenlang mit Bottaro zu beschäftigen.
Grunz!
Beppo

Ein Kojote ist und bleibt ein Hühnerdieb!

Raskolnikow

Zitat von: \"Theodora Tuschel\"(Ich hoffe, Verehrtester, du hast den Esel als Anspielung auf Palmsonntag erkannt.)
Was denn für ein Esel?
Den habe ich nicht verstanden. Aber ich muß ja auch nicht alles verstehen. Ich bitte um Erhellung!

Zitat von: BeppoAber wie wir in Bayern sagen: Eimal neidappt langt. Das Leben ist zu kurz, um sich wochenlang mit Bottaro zu beschäftigen.
Ach was. Das laß das Phantom man selber entscheiden, für welche Dinge er Wochen seines Lebens verwendet! Ich habe im Laufe meines Lebens schon weitaus sinnlosere Verwendungen von Lebenszeit beobachten dürfen. Und vielleicht war dieses Beobachten meinerseits ja auch sinnlos. Schließlich gibt es bekanntlich nur eine Tätigkeit, die langweiliger als Angeln ist: einem Angler beim Angeln zuzusehen. Trotzdem kann beides Spaß machen und erfüllend sein.
Ich persönlich sehe dem Phantom zumindest gerne bei seinen Ausführungen zu!

Zitat von: \"Ostsibirischer Korjakenknacker\"Und das erklärt auch, warum bestimmte Darstellungen einzelner Figuren in den LTB-Geschichten für mich immer unschlüssig und daher unglaubwürdig ausgesehen haben ...
Genau das ist es. In meiner Kindheit, als ich Lustige Taschenbücher noch lustig fand, gab es in diesen bessere und schlechtere Geschichten. Und manchmal war die Mimik und Gestik der Protagonisten nur begrenzt passend zu der Handlung, das fiel sogar mir Knirps auf. Und dank des Phantoms weiß ich nun, weshalb das so ist. Danke!

Grundsätzlich finde ich an dem Vorgehen des Herrn Bottaro wenig Tadelnswertes. Für mich ist auch das Verwenden zusammenkopierter Motive für eine neue Geschichte Kunst. In meiner Schulzeit hat uns der Kunstlehrer auch einmal dazu aufgefordert, aus Bilderschnipsel aus irgendwelchen Illustrierten ein neues Werk, eine sogenannte Collage, zu schaffen. Zumindest bei mir war das Ergebnis deutlich weniger gelungen als bei Herrn Bottaro.

Offenbar war der Herr als Szenarist deutlich begabter als als Zeichner. Na und? Das trifft auch auf René Coscinny und Neil Gaiman zu. Immerhin hat er seine Grenzen erkannt und nicht in einem Bereich herumgepfuscht, den er nicht beherrscht. Doch anstatt sich der Dienste besserer Zeichner für seine Geschichten zu bedienen, hat sich Bottaro für Collagen entschieden. Das finde ich weitaus besser, als schlecht selber zu zeichnen.
Das Einzige, was mich an seiner Vorgehensweise stört, ist die Nichtkennzeichnung seiner zitierten Quellen. Aber das holt das Phantom ja nun nach.

Coolwater

Zitat von: RaskolnikowWas denn für ein Esel?
Den habe ich nicht verstanden. Aber ich muß ja auch nicht alles verstehen. Ich bitte um Erhellung!

Ich habe Fräulein Tuschels Beitrag jetzt drei- oder viermal gründlich gelesen – und auch bei mir steigen nur die Fragezeichen aus dem Kopf. Die Höhlenbilder der Steinzeit werden\'s ja nicht sein, das sind eher Hirsche und Stiere, die sie da jagen ...

ZitatDas Einzige, was mich an seiner Vorgehensweise stört, ist die Nichtkennzeichnung seiner zitierten Quellen. Aber das holt das Phantom ja nun nach.

Da wäre der gute Bottaro aber päpstlicher gewesen als der Papst. Seine Geschichte hat er 1962 erstveröffentlicht. Da war Barksens Name selbst in dessen Heimat nur einem kleinen Kreis von Auserwählten bekannt, die donaldlesenden Massen auf beiden Seiten des Atlantiks indes hatten keinen Dunst, wer der \"gute Zeichner\" war.

Die grundverschiedenen Stile der Zeichner faszinieren auch mich seit je. Bekanntlich hat sich ja auch Don Rosa in seinem Frühwerk – vor allem in seiner Einstandsgeschichte – reichlich bei Barks bedient und Posen kopiert. Trotzdem: jede Figur trägt unverkennbar Rosas Handschrift. Und dann ist da auf der anderen Seite einer wie Giorgio Cavazzano, der nun wieder ganz anders zeichnet. Auch von Cavazzano gibt es in seiner Barks-Hommage einige unmittelbare Barks-Figurenkopien. Aber alle blitzen und blinken sie im typischen stromlinienförmig-chromstahlpolierten Cavazzano-Look.

Beim erwähnten Dann Jippes glaube ich an Zauberei. Mit ihm ist ja im Grunde der größte Kopist am Werk, den Gott je geschaffen ist. Nicht von einzelnen Figuren oder Posen, wie es gewöhnlichen Sterblichen wie Bottaro oder Rosa einfällt, sondern von ganzen Stilen. Jippes kann ja nicht nur Barks meisterlich imitieren, sondern auch Gottfredson, Uderzo, Franquin, Morris, und, und, und. In donaldischer Unbescheidenheit brüstete sich Jippes einmal, er könne \"jeden Stil\" nachmachen. Von ihm gibt es ja auch einige (wenige) Donald-Duck-Geschichten, die er nicht im Stile Barksens ausgeführt hat, sondern nach Art irgendwelcher altamerikanischer Minuszeichner. Das brauchen wir natürlich nicht.


Pankranz Piepenström

So, ich habe mich jetzt also auch mal richtig angemeldet, mit allem, was dazu gehört.

Zitat von: CoolwaterIch habe Fräulein Tuschels Beitrag jetzt drei- oder viermal gründlich gelesen – und auch bei mir steigen nur die Fragezeichen aus dem Kopf. Die Höhlenbilder der Steinzeit werden\'s ja nicht sein, das sind eher Hirsche und Stiere, die sie da jagen ...
Ich denke mal, es geht um das gestrige Tagespanel - Landbriefträger Duck auf seinem Esel reitend.

Zitat von: RaskolnikowOffenbar war der Herr als Szenarist deutlich begabter als als Zeichner. Na und? Das trifft auch auf René Coscinny und Neil Gaiman zu. Immerhin hat er seine Grenzen erkannt und nicht in einem Bereich herumgepfuscht, den er nicht beherrscht. Doch anstatt sich der Dienste besserer Zeichner für seine Geschichten zu bedienen, hat sich Bottaro für Collagen entschieden. Das finde ich weitaus besser, als schlecht selber zu zeichnen.
Allerdings hat er ja auch Skripte anderer \"Szenaristen\" (schönes Wort!) ins Bild gesetzt, und dabei hat er nicht weniger abgekupfert. Vielleicht hätte er beim Geschichten schreiben bleiben sollen.
Im Gegensatz zum Phantom finde ich übrigens den frühen Scarpa/Cimino-Stil mit den koboldartigen kleinen Ducks sehr ansprechend. Natürlich nicht realitätsgetreu die Entenhausener Wirklichkeit abbildend wie bei Barks, aber Scarpas Werke sind ja auch Märchen,  keine Bildberichte.

Beste Grüße
Pankranz aka Sven

Das Schwarze Phantom

Zitat von: \"Theodora Tuschel\"(Ich hoffe, Verehrtester, du hast den Esel als Anspielung auf Palmsonntag erkannt.)

1-mal bearbeitet. Zuletzt am 14.04.19 19:04.

Ich fürchte, bei dieser \"Bearbeitung\" ist irgendwas Wesentliches flöten gegangen. Möglicherweise ein Esel ...

Theodora Tuschel

Welch Sturm im Wasserglas! Die Bemerkung mit dem Esel war für den Korjakenknacker gedacht und bezog sich auf das Tagespanel von Palmsonntag: Donald auf einem Esel reitend. Zugegeben, das war ziemlich um die Ecke gedacht. Aber Panels mit christlich-religiösem Inhalt findet man bei Barks bekanntlich nicht im Überfluss.

Fährmann

Eselreiten allerdings öfters...

Ahoi!
Ahoi!

Ostsibirischer Korjakenknacker

Zitat von: \"Theodora Tuschel\"Panels mit christlich-religiösem Inhalt findet man bei Barks bekanntlich nicht im Überfluss.

Stimmt, und das ist keines. Ich habe Deinen Hinweis entsprechend auch scherzhaft aufgefasst... Kein Stress!
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Frieden für die Ukraine!

Grkztrrrschwrzkajaaaa!

Beppo

> Schließlich gibt es bekanntlich nur eine Tätigkeit, die langweiliger als Angeln ist: einem Angler beim Angeln zuzusehen. Trotzdem kann beides Spaß machen und erfüllend sein.

Ich bin auch nur ein kindischer Nostalgiker. Deshalb bin ich hier. Für die sogenannten Lustigen Taschenbücher bin ich aber zu alt. Ich könnte ja stattdessen einem Bonanza-Fanclub beitreten. Ich kriege neuerdings Mütterrente, die würde fast für einen weiteren e.V. reichen. Meine Nostalgie beschäftigt sich aber mehr mit den interessanten und nicht mit den mittelmäßigen oder schlechten Dingen aus meiner Kindheit.

Leute wie Knacki, Tuschel oder Rasi finde ich gut. Ich lausche gerne ihren weisen Worten. Ich finde es aber schade, wenn sie zu viele Perlen vor zu viele Säue werfen.
Grunz!
Beppo

Ein Kojote ist und bleibt ein Hühnerdieb!

Das Schwarze Phantom

Die ursprünglich an dieser Stelle befindliche Illustration mußte aus technischen Gründen entfernt werden. Sämtliche Abbildungen zum \"Gespensterschatz\" findet der geneigte Leser in kompakter Form im Beitrag Nr. 119 (Seite 6 unten) innerhalb dieses Threads.            
- Das Phantom -