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Europawahl

Begonnen von Beppo, 25. Mai. 2024, 09:39:14

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Coolwater

Zitat von: gyroAber warum ins Geflügelland? Warum wurden nicht amerikanische Ortsnamen ausgesucht bzw. beibehalten, weil es ja klar im amerikansichen Westen spielt?

Heute ist Barks ja als großer Künstler anerkannt und verehrt. Kämen die Ducks heute neu nach Deutschland und wollte man die Arbeiten dieses \"großen Comic-Meisters\" einer erwachsenen Leserschaft neu nahebringen, man wäre wohl auf eine ursprungstreuere Übersetzung bedacht und behielte die englischen Figuren- und Ortsnamen sämtlich bei. So wie\'s ja auch bei Roman-Übersetzungen oder Film-Synchros gewöhnlich geschieht.

Comics waren vor siebzig Jahren Kinderkram – grad im Land, wo die \"Hochkultur\" über einer als minderwertig angesehenen \"Unterhaltungs-\" oder \"Populärkultur\" thront. Die Redaktöre und Übersetzer haben mit den Comics gemacht, was sie wollten. Prinz Eisenherz ist eigentlich ein Erwachsenencomic. Aber auch den Prinzen von Thule haben sie hier damals kurzerhand zum Eisenherz verdeutscht. Was ich nicht schlecht finde. Heut tät\' man ihm aus Ehrerbietung vor Hal Fosters Schaffen scheu seinen Namen Valiant lassen, der ja im Deutschen keinerlei Bedeutung hat. \"Eisenherz\" ist eigentlich eine \"kongeniale\" Verdeutschung von \"Valiant\" (= \"tapfer\"). Man würde sie heute nicht mehr wagen.

Die Fuchs wollte Entenhausen ja durchaus entamerikanern, eindeutschen, aus dem Schatz der deutschen Sprache schöpfen, Donald und den Seinen Goethe, Schiller und was weiß noch in den Mund legen und ein deutsches Sprachfeuerwerk entzünden. Und mit Hamburg, Bonn, Frankfurt hat die Fuchs Entenhausen anfangs richtiggehend nach Deutschland verlegt. Das aber, so meine \"These\", schien ihr nach einiger Zeit doch zu starker Tobak. Zu viele Indianer gleich hinter der Stadtgrenze und solche Sachen. Somit kam\'s zu dem Zwittergebilde des Geflügellandes, wo alles stark nach Amerika aussieht, die Fuchs aber trotzdem ihrem Affen Zucker geben kann und die lieben Leute munter die deutsche Sprache und Kultur pflegen läßt.

Coolwater

Auch wenn wir sagen, Barksens Duckburg ist unbestimmt in \"Kalifornien\" angesiedelt, ist Im alten Kalifornien ein besonderer Fall eines Kalifornienberichts, denn die Ducks \"reisen\" ja ins (erträumte) alte Kalifornien zurück, in Kaliforniens Wildwestvergangenheit. Der Schauplatz dieses Berichts ist eher vergleichbar mit anderen \"exotischen\" Schauplätzen in Duck-Reiseberichten, etwa Afrika im Zombiebericht

Es wäre einem Übersetzer gewiß grundsätzlich möglich, die Spuren der kalifornisch-wirklichen Orte unserer Welt in diesem Bericht zu beseitigen, diesen Bericht aus der wirklichen Geschichte und Verortung in unserer Welt herauszubrechen, etwa Kalifornien zu einem \"Cowboy Country\" und Los Angeles zu \"Cowboy City\" zu verblödeln. Aber es müßten schon englische (oder in diesem Fall auch spanische) Namen sein, damit der Wildwestschauplatz auch in dieser Verblödelung, Verkindlichung noch stimmig wirkt. Dagegen in diesem Bericht Los Angeles zu einem Schwanenstedt an der Schwentine und den Ezry zu einem Hans-Dieter umzutrimmen, das käm\' eher schräg daher.

Die Fuchs hatte schon ein Feingefühl, wann ein deutscher Name unangebracht war. Die Orte in den Entenhausener Landen haben gewöhnlich deutsche Namen, aber wenn\'s dann doch eine Wildwest-Geisterstadt ist, die auch so ausschaut, wie eine Wildwest-Geisterstadt halt ausschaut, tauft die Fuchs sie mit sicherem Gespür fürs Richtige Circle City (heißt im Urbarks gar nicht so).

Theodora Tuschel

Zitat von: CoolwaterDie Fuchs hatte schon ein Feingefühl, wann ein deutscher Name unangebracht war.

Ja, das hatte sie. Sie wusste, wann sie etwas nach Deutschland oder Europa verlegen konnte und wann nicht. Ein Kontrastbeispiel ist H. Herlitschkas Übersetzung von Brave New World für den Insel Verlag 1932. Er verlegte das Geschehen von London nach Berlin und auf den Militärflugplatz Döberitz bei Berlin. Die Absicht war gut, es war eine Anspielung auf den kommenden NS-Staat, und er wollte, dass die Leser das merken. Übersetzungstechnisch war es aber ein Irrtum. Ein besonders schlimmer, weil der Insel Verlag, berüchtigt für immer wieder neue Neuauflagen alter und schlechter Übersetzungen (kostensparend), diese Erstübersetzung bis Ende der 1970er Jahre weitergeschleppt hat. Da sagte der Ortsname Döberitz kaum einem Leser etwas. Döberitz war ein Nest in der DDR – na und?

So einen Fehler hat Erika Fuchs nie gemacht. Sie wusste ganz gut, wann es möglich war, \"Bodensee\" zu schreiben, und wann \"Los Angeles\" am Platz war. Oder Frost-City oder Freezed Foot oder Rapid-City oder sonst was. Ich glaube nicht, dass sie das groß reflektiert hat. Sie hatte aber viel Sinn für Sprache und Zusammenhänge und hat daher oft das Richtige getroffen.

Coolwater

Goofys Onkel in Frankfurt in der allerersten Mickymaus:



Es gilt zweierlei scharf zu scheiden:

Da sind zum einen in den ersten Mickymausjahren Ortsnamen wie Frankfurt, Hamburg, Basel, Bonn, Bodensee. Dies ist das klare Bemühen, Entenhausen in einen hiesweltigen erdräumlichen Bezugsrahmen zu setzen, es in Deutschland einzusenken.

Dann sehen wir, auch wesentlich später, als die Verdeutschlandung längst Vergangenheit und Entenhausens Ort in Geflügelland fest ist, immer wieder eingestreut Namen von kleinen Orten aus Fuchsens oberfränkischer Wahlheimat wie Kirchenlamitz, Kleinschloppen, Schnarchenreuth. Das ist meines Erachtens nicht im Ernst als Versuch zu werten, Entenhausen im Oberfränkischen zu verorten. Fuchs war zweifellos klar, daß die Namen dieser Örtchen jenseits der Fichtelgebirgsgegend kaum wem was sagten. Es handelt sich vielmehr um Anspielungen oder Scherze für \"Eingeweihte\".

Beppo

Das MM-Heft war von Anfang an eine Zeitschrift für D, A und CH. (Die Umsätze im Saarland und in Luxemburg waren wohl nur Peanuts.) Entsprechend wird ein Phantasieland geschildert, in dem man Deutsch spricht. \"Welt\" reimt sich auf \"gefällt\". Das Land ist aber nicht Deutschland. Die Richtlinien der Politik bestimmt kein Herr Adenauer. Die Bahn heißt nicht Deutsche Bundesbahn.

Im Entenhausener Postamt sieht man Postsäcke mit der Aufschrift \"Bundespost\" (MM 11/1953). Damit kann ein Ösi oder ein Eidgenosse leben. Sein Heimatland hat auch eine föderale Struktur. Ein F************ würde wohl eher etwas wie \"Nationale Post\" erwarten.

Ich glaube, so kann man die statistische Seltenheit des Worts \"Deutschland\" erklären. Ausnahmen bestätigen natürlich wie immer diie Regel.
Grunz!
Beppo

Ein Kojote ist und bleibt ein Hühnerdieb!

Das Schwarze Phantom

Es war ein großes Verdienst von Erika Fuchs, die Geschichten zu \"teutonisieren\". Dies hat sicher maßgeblich zum Erfolg der MICKY MAUS in Deutschland beigetragen. Als Kind konnte man sich immer mit der Welt von Entenhausen identifizieren, wenn da von der Bundespost, der Bundesbahn, der Bundeswehr oder dem Bundeskriminalamt die Rede war. Oder wenn jemand mit dem Postbus oder dem Bahnbus fuhr. Und Tick, Trick und Track sprechen ja gelegentlich von ihrem Deutschlehrer bzw. vom Deutschunterricht.  Auch über manche Widersprüche hat man hinweggesehen, etwa wenn die Polizei mit \"Blaulicht und Martinshorn\" unterwegs war, obwohl im Bild nur rote Lichter zu sehen waren.

Als störend hatte ich dagegen immer das typisch Amerikanische empfunden, beispielsweise die typischen Briefkasten in Entenhausen. Oder die Architektur: Wohnhäuser in Entenhausen bestehen ja meist aus Holz und nicht aus Beton, und es gibt keinen Hausflur, sondern man steht nach Durchschreiten der Haustür sofort im Wohnzimmer. Auch Parkverbote vor Hydranten kennt man in Deutschland nicht. Und beim Straßenverkehr in Entenhausen mißfiel mir immer, daß es keine Lastwagen mit Anhänger gibt, sondern nur Solo-Lkw oder Sattelschlepper.

Fazit: Ich denke, daß es keine gute Idee ist, alles immer möglichst originalgetreu zu belassen. Ein bißchen Anpassung an das jeweilige Land ist nicht verkehrt.

StefanHD

Zitat von: BeppoIch glaube, so kann man die statistische Seltenheit des Worts \"Deutschland\" erklären.
Das Wort Deutschland kommt offenbar nur in er Barks-Library-Version (oder evtl. in anderen Fuchs-1-Versionen) von \"Der Stein der Weisen\" vor:

Bibo von Cöllen  das ist Köln in Deutschland  gelang es, durch Mischen von Blei, Salz, Quecksilber und Schwefel die Quinta Essentia zu finden.
Was willst du in Deutschland, Onkel Dagobert? Hier steht doch, daß der Stein der Weisen in Palästina verschwunden sei.
Wir werden in den Bibliotheken nachforschen, ob der Sterndeuter aus Deutschland hier vorbeigekommen ist.

Deutsch natürlich öfter!

paTrick

Zitat von: CollwaterIn der ersten Fassung des Knoblismusberichts lesen wir auf dem Autobahnschild Frankfurt, Basel, Hamburg. Bonn, Wien. Später hat die Fuchs draus Geflügelstädtenamen gemacht.

Ich bin verwirrt. warum taucht die TGDD-Fassung nirgends als Fuchs2 auf?

Coolwater

Zitat von: paTrickIch bin verwirrt. warum taucht die TGDD-Fassung nirgends als Fuchs2 auf?

Ich auch grad. Zu meiner Verblüffung stelle ich bei Inducks fest, daß der Knoblismusbericht nach seiner deutschen Mickymauserstveröffentlichung 1954 sage und schreibe erst 34 Jahre später, 1988, einen zweiten Abdruck erlebt hat, in Klassik-Album 17. Ims Tegedede schaffte er\'s erst 2002.

Vielleicht gibt\'s da gar keine zwei Fuchsfassungen, keine Ahnung. Was im Klassik-Album auf dem Autobahnschild steht, weiß ich jetzt auch grad nicht.

duck313fuchs

Des Rätsels Lösung ist ganz einfach:
 
Es gibt für den Bericht \"Wappen oder Zahl\" nur einen Fuchstext, den in der MM-Ausgabe. Der Nachdruck in den KA ist redaktionell bearbeitet, weshalb in der BLWDC nur die deutschen Städtenamen verzeichnet sind, siehe






Die Vermutung und der Glaube, welche coolwater am 27.05 (siehe oben) äußerte und was zu dem \"Verdacht\" eines Fuchs-II-Textes  bei dem Bericht führte, sind damit widerlegt.

StefanHD

Dies ist das Panel aus MM 2/1954