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Europawahl

Begonnen von Beppo, 25. Mai. 2024, 09:39:14

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Beppo

Wer keine weiche Birne hat, wählt den harten Donaldisten aus der Römerstadt.
Grunz!
Beppo

Ein Kojote ist und bleibt ein Hühnerdieb!

Coolwater

Der Erdtteilname \"Europa\" fällt in den Berichten nach meiner Wahrnehmung selten. Vorgestern bei der Lese des Bottervogelberichts: \"Die erste Sendung der neuentdeckten Kartoffel nach Europa!\" Ansonsten kommen mir auf die Schnelle nur die \"5 Tage Europa unter kundiger Führung\" im Venedigbericht in den Sinn. Ach ja, und dann sind noch im Goldhelmbericht die \"übrigen Herrscher Europas\", unter deren stillschweigender Duldung der Pippin und der Theo den Codex Raptus erlassen haben. Gibt es weitere Europabelege?

Noch seltener ist \"Deutschland\". Meines Wissens nur in der Fuchs-I-Fassung des Stein-der-Weisen-Berichts. In Fuchs II wurde das Schwäbische draus. Ob nun Deutschland oder Schwabenland: Daß die Ducks auf einem Weltmeerdampfer dorthin reisen, nimmt jeder Vorstellung, das deutschsprachige Entenhausen liege in Deutschland, den Wind aus den Segeln; der Goldhelmbericht, aus dem klar herausgeht, daß Entenhausen in \"Amerika\" liegt, tut das übrige dazu. \"Erika Fuchs hat Entenhausen nach Deutschland verlegt\" – das ist so halbgebackenes \"Wissen\" von donaldistisch bestenfalls angeküßten Zeitungsschmierern.

Coolwater

Ach ja, ein bekannter Donaldist hat vor Jahren mal ein Buch geschrieben mit dem Untertitel: Wie Dr. Erika Fuchs Entenhausen nach Deutschland verlegte. Ich möchte klarstellen, daß ich beim Hinrotzen des vorherigen Beitrags ihn und sein Buch in keiner Weise im Kopf hatte. \"Entenhausen nach Deutschland verlegt\" schwebte mir vielmehr als Schurnalisten-Gemeinplatz in den üblichen Nullachtfuffzehn-Artikelchen über Fuchs vor Augen.

Wobei ich mich frag\', ob der Titel auf ihn selber zurückgeht. Vor Jahren hab\' ich im Campus-Verlag zu Frankfurt ein Praktikum gemacht. Eine Verlagstussi der im Verlag tätigen Damen gab uns Praktikantlein eine Unterrichtsstunde, wie so der Lauf vom Manuskript zum gedruckten Buch ist. Sie: Dann und dann stehe im Verlag die Titelfindung an. Drauf ich: \"Kommt\'s nicht auch vor, daß ein Verfasser selbst einen brauchbaren Titel liefert?\" Sie wie aus der Pistole geschossen: \"Nein! Nie!\"

Tät\' ich ein Fuchsbuch in die Welt setzen, ich tät\' als Titel vielleicht auch die Leimrute auslegen, die Frau habe Entenhausen in Deutschland angesiedelt. Im Buch dann aber gleich Butter bei die Fische: \"Der Du das liest, ich hab\' Dich genasführt. Entenhausen liegt gar nicht in Deutschland, sondern in Amerika. Seltsam? Aber so steht es geschrieben ...\"

Ein Titel muß ein Lasso sein, will man eine breitere Leserschaft einfangen. Bloß keine Eingeweihtensprache für Donaldisten.

Beppo

> Ach ja, ein bekannter Donaldist hat vor Jahren mal ein Buch geschrieben mit dem Untertitel: Wie Dr. Erika Fuchs Entenhausen nach Deutschland verlegte.

Ich bin irgendwie mit dem Verfasser befreundet, insoweit man mit so einem Haderlump überhaupt befreundet sein kann. Deshalb weiß ich mehr: Den Untertitel hat sich der Verlag selbst ausgedacht. Der Autor hätte ihn verhindern können, aber das hätte ihn viel Nerv gekostet.

Interessant war auch die Gestaltung des Umschlags. Den hat eine Agentur in der Schweiz entworfen. Darauf ist eine Sprechblase zu sehen. Barks-Sprechblasen, besonders die älteren, haben eine typische ästhetische Form. Aber es ist schier unmöglich, das einem unbedarften anonymen Designer per Stille Post zu verklickern.
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Beppo

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StefanHD

Zitat von: CoolwaterDer Erdtteilname \"Europa\" fällt in den Berichten nach meiner Wahrnehmung selten. Vorgestern bei der Lese des Bottervogelberichts: \"Die erste Sendung der neuentdeckten Kartoffel nach Europa!\" Ansonsten kommen mir auf die Schnelle nur die \"5 Tage Europa unter kundiger Führung\" im Venedigbericht in den Sinn. Ach ja, und dann sind noch im Goldhelmbericht die \"übrigen Herrscher Europas\", unter deren stillschweigender Duldung der Pippin und der Theo den Codex Raptus erlassen haben. Gibt es weitere Europabelege?

Gut identifiziert, nur in \"Kampf der Raketen\" sind noch zwei Erwähnungen drin!


Beppo

> Noch seltener ist \"Deutschland\".

Das MM-Heft war von Anfang an ein Produkt für D, CH, A (und das Saarland). Seine Wurzeln hatte es in Skandinavien und im  internationalen Konzern Reader\'s Digest. Vielleicht wollte man sich ganz bewusst nicht nur mit einer Nation identifizieren.
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Beppo

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paTrick

TRANS EUROPE AIR|FC 308/1|Gefährliches Spiel|BL_DO-17-12_07

Die Sache ist die. Im Jahre 807 soll Pippin der Picklige im Einverständnis mit Theodosius dem Trübseligen von Byzanz und unter stillschweigender Duldung der übrigen Potentaten Europas zu Rom folgenden Codex erlassen haben: Jedweder freie Mann, der jenseits des Meeres neues Land entdeckt, soll es zu eigen haben. Folglich war Olaf der Blaue der rechtmäßige Besitzer von Nordamerika und jetzt ist es sein direkter Nachkomme, Herr Bläulich.|FC 408/2|Der goldene Helm|BL_DO-20-11_01

DIE INSEKTEN EUROPAS|US 14/6|Die Glühwürmchen-Leselampe|BL_OD-01-44_01

Die erste Sendung der neuentdeckten Kartoffel nach Europa!|US 16/2|Reise in die Vergangenheit|BL_OD-11-53_06

Der erste Stop ist in Australien. Dann Asien, Afrika, Europa, Südamerika!|WDC 212|Kampf der Raketen|BL_WDC-35-29_06

Ach, nur meine Reisegruppe! Sie müssen wissen, meine drei Neffen und ich gehören zur Reisegruppe 13 ... 5 Tage Europa unter kundiger Führung.|WDC 273|Reisen auf die schnelle Tour|BL_WDC-47-42_07

Theodora Tuschel

Zitat von: BeppoDas MM-Heft war von Anfang an ein Produkt für D, CH, A (und das Saarland). Seine Wurzeln hatte es in Skandinavien und im internationalen Konzern Reader\'s Digest. Vielleicht wollte man sich ganz bewusst nicht nur mit einer Nation identifizieren.

Das ist sicher richtig. Kinder aus den USA fanden darin ihre eigene Welt wieder. \"We're from the U.S.A.\" sagen die Neffen im Land der viereckigen Eier. Aber die Geschichten sollten auch in anderen Ländern verkäuflich sein. Deshalb wurde den Übersetzer:innen freie Hand gelassen, die Texte ihrem Lesepublikum anzupassen. Erika Fuchs hat das teilweise getan, andere Übersetzer:innen auch. Der Sørensen-Artikel im DD 166 nennt dazu einige schöne Beispiele.

Wir müssen hier allerdings unterscheiden zwischen Innerem und Äußerem Donaldismus. Im Inneren (wissenschaftlichen) Donaldismus ist die Frage nach der Zuordnung geografischer Namen oder historischer Ereignisse schwierig. Wir wissen ja nicht, ob mit \"Europa\" der irdische Erdteil Europa gemeint ist oder vielleicht eine geografische Einheit im Anaversum, die dort Europa heißt, aber ganz anders aussieht. Wobei es natürlich die bekannten Parallelen gibt. Uraltes Thema im Donaldismus.

Coolwater

Zitat von: BeppoDas MM-Heft war von Anfang an ein Produkt für D, CH, A (und das Saarland). Seine Wurzeln hatte es in Skandinavien und im  internationalen Konzern Reader\'s Digest. Vielleicht wollte man sich ganz bewusst nicht nur mit einer Nation identifizieren.

Ich red\' mal ganz als Äußrer Donaldist.

In der ersten Fassung des Knoblismusberichts lesen wir auf dem Autobahnschild Frankfurt, Basel, Hamburg. Bonn, Wien. Später hat die Fuchs draus Geflügelstädtenamen gemacht. Im Friedliche-Ferien-Bericht hausbooten die Ducks ursprünglich auf dem Bodensee, Donald stürzt den Rheinfall hinab. Später wurden draus Erpelsee und Gumpenfall.

Wir haben somit in den ersten Jahren, von Anfang bis etwa Mitte der fünfziger Jahre, eine Verortung der Berichte in Deutschland. Die Fuchs hat diese Verortung dann aber zum Teufel fahren lassen. Warum?

Ich vermute, das tat sie weniger aus Rücksicht auf die Österreicher und Schweizer (die ja, siehe die angeführten \"echten\" Namen, bei dem Spielchen einbezogen waren), sondern aus folgendem Grund: Entenhausen wirkt in seiner ganzen Erscheinung wie eine amerikanische Stadt. Es gibt Hochhäuser und Wolkenkratzer, alles ist neu, vereinzelne alte Bauten sind hundert, höchstens zweihundert Jahre alt. Nun gut, könnte man sagen, damit kommt Entenhausen daher wie manche kriegszerstörte deutsche Großstadt. Aber wir sehen auch um Entenhausen herum keine alten Städtchen und Dörfer wie bei uns, keine Burgen und Kirchtürme schmücken das Land. Dafür hat\'s in den dünnbesiedelten Entenhausener Landen Wüsten, Goldminen, verlassene Westernstädte, Indianer. Wir sind hier klar im amerikanischen Westen, in Kalifornien.

Ich glaube, es erschien der Fuchs, mit je mehr \"Geschichten\" (nicht nur Barks und nicht nur Duck) sie sich auseinandersetzte, bald schwierig, die anfängliche Deutschland-Übertragung weiter aufrechtzuerhalten, weil sie sich schnell als unglaubwürdig entpuppte. Zwischen Basel, Hamburg, Frankfurt und Wien leben keine Indianerstämme, sucht man vergeblich nach Western-Geisterstädten mit Mustang-Minen. Und die Fuchs wußte, daß auch jedes Kind, das die Micky Maus liest, das genau weiß. Genau wie Barks hielt sie ihre kleinen Leser keineswegs für so blöde, daß die alles schlucken würden. Also mit fliegenden Fahnen raus aus der Deutschland-Patsche, die die Fuchs zu immer dreisteren Flunkereien treiben mußte, und rettende Flucht in ein namenloses Geflügelland.

Theodora Tuschel

Zitat von: CoolwaterWir haben somit in den ersten Jahren, von Anfang bis etwa Mitte der fünfziger Jahre, eine Verortung der Berichte in Deutschland. Die Fuchs hat diese Verortung dann aber zum Teufel fahren lassen. Warum?

Sehr interessante Feststellung! Aber das möchte ich erstmal statistisch belegt wissen.

Wenn es so ist, habe ich folgende Vermutung: Die MM lasen in den Fünfziger Jahren Kinder. Die waren damals nicht so aufgeklärt wie Kinder späterer Jahre, schon gar nicht so wie heute. Ich bin Zeitzeugin, ich weiß das. Die Wirklichkeit begegnete uns in unterschiedlichen Formen, und alles war real und wurde nicht hinterfragt. Man nahm es hin, wie es präsentiert wurde. Musste man ja – nachfragen kam nicht gut an. Die Moral der Zeit genauso wie die Pflicht zur Schule zu gehen oder die Tatsache, dass Erwachsene immer Recht haben. Kinderbücher vom Anfang des Jahrhunderts und Karl May waren für mich genauso real wie \"You are leaving the American Sector\". Als ich mit elf Jahren meinen ersten Roman schrieb, in dem zwei Jungen auf abenteuerlichen Wegen von München nach Hamburg gelangen und von dort (natürlich) nach Amerika, war ein Problem: Wie sind sie in München über die Grenze und die Mauer gekommen? Bis mein älterer Bruder mir sagte, dass es in München keine Mauer gibt. Prima! Aber weiter nachgedacht habe ich nicht.

Will sagen: die Leser:innen der Fünfziger waren ganz andere als die der Siebziger. Es kann sehr gut sein, dass Erika Fuchs auf die zunehmende Skepsis und Weltkenntnis der jungen Generation reagiert und ihre Texte angepasst hat, im Sinne von weniger heimatbezogen sondern eher ente-gans-vogel-neutral. Wäre eine interessante Untersuchung!

Coolwater

Zitat von: \"Theodora Tuschel\"Sehr interessante Feststellung! Aber das möchte ich erstmal statistisch belegt wissen.

Da stochere ich zugegeben ein bißchen im Nebel der fünfziger Jahre. Was die Mickymäuse aus der Zeit angeht, bin ich auch schwach, hab\' da nur wenig. Womöglich ist Mitte der Fünfziger für diesen grundlegenden Wandel zu früh angesetzt.

Wenn Fuchs ursprüngliche Deutschlandverortungen bei der Zweitbearbeitung fürs Tegedede \"verentenhausent\", ist natürlich klar, daß wir hier schon in einem neuen Fuchstextzeitalter sind. Die Frage wäre, wann innerhalb von Fuchs I solche unmittelbaren Deutschlandverortungen heimlich, still und leise weniger werden oder irgendwann plötzlich gar nicht mehr auftauchen.

Das beschränkte sich natürlich nicht nur die Barksberichte. Ich glaub\', in einer der allerersten Mickymäuse gibt\'s irgendwas mit Micky und Goofy und einem \"Onkel aus Frankfurt\" oder so. Micky und Goofy hatten irgendwann dann natürlich auch keine Onkel mehr in Frankfurt ...

ZitatDie MM lasen in den Fünfziger Jahren Kinder. Die waren damals nicht so aufgeklärt wie Kinder späterer Jahre, schon gar nicht so wie heute.

Ha! Mir als Kind in den Achtzigern mußte der Zeichner eines Rittercomics am Anfang nur eine schöne Pergamentrolle hinpinseln, in der dann was stand wie \"Dies ist eine Geschichte, die sich wirklich begeben hat in alten Zeiten ...\", und ich hab\'s geglaubt!

Beppo

Reden wir mal nicht nur über EF. Ihr Chef war der Herr Kabatek und der hatte seinen Obermotz in Kopenhagen. Alle drei hatten ein Interesse daran, dass die empfindsamen Ösis aus Wien, Graz und Klagenfurt das MM-Heft nicht als ein arrogantes Piefkeprodukt empfanden.

Inwieweit die drei dann wirklich optimal im Sinne dieses Interesses handelten, steht noch auf einem anderen Blatt.
Grunz!
Beppo

Ein Kojote ist und bleibt ein Hühnerdieb!

Coolwater

Zitat von: BeppoReden wir mal nicht nur über EF. Ihr Chef war der Herr Kabatek und der hatte seinen Obermotz in Kopenhagen. Alle drei hatten ein Interesse daran, dass die empfindsamen Ösis aus Wien, Graz und Klagenfurt das MM-Heft nicht als ein arrogantes Piefkeprodukt empfanden.

Ich glaub\' nicht, daß sich wer in Kopenhagen um solche Feinheiten geschert hat. Die haben die Stuttgarter übersetzen lassen, wie sie wollen.

Die Fuchs und der Kabatek haben auf österreichische \"Befindlichkeiten\" aber wohl auch nicht eine Sekunde verschwendet. Das Fuchsdeutsch in der Mickymaus ist \"Bundesdeutsch\", keine Spur davon, daß man ängstlich darauf bedacht gewesen wäre, Entenhauen mit \"Austriazismen\" anzureichern, auf daß das die Mickymaus jenseits von Inn und Salzach nicht im Laden liegenbleibe. Das hat die Fuchs und den Kabatek überhaupt nicht gekümmert. Der Erfolg gab ihnen recht. Sie haben die Mickymaus in Österreich eh gekauft – wie jedes andere bundesdeutsche Unterhaltungsdruckerzeugnis.

Da aber die Fuchs bei der früheren Verorterei sowieso nie Andeutungen gibt, wo genau man sich dieses Entenhausen zu denken habe, und da in den Berichten ja auch Namen wie Wien fallen, konnte so ein Steppke Bua aus Linz oder Graz, wenn er wollte, schon glauben, dieses Entenhausen liege vielleicht zwischen Innsbruck und Kufstein. Natürlich nur, wenn grad nicht der Seehafen im Bild war.

gyro

Zitat von: CoolwaterIn der ersten Fassung des Knoblismusberichts lesen wir auf dem Autobahnschild Frankfurt, Basel, Hamburg. Bonn, Wien. Später hat die Fuchs draus Geflügelstädtenamen gemacht.

Wir sind hier klar im amerikanischen Westen, in Kalifornien.

Also mit fliegenden Fahnen raus aus der Deutschland-Patsche, die die Fuchs zu immer dreisteren Flunkereien treiben mußte, und rettende Flucht in ein namenloses Geflügelland.

Aber warum ins Geflügelland? Warum wurden nicht amerikanische Ortsnamen ausgesucht bzw. beibehalten, weil es ja klar im amerikansichen Westen spielt?

Mir fällt dazu auch die eine Geschichte Im alten Kalifornien ein, in welcher Kalifornien und Los Angeles ausdrücklich benannt wurden--zumindest in der mir bekannten Fassung. Waren es bei Fuchs 1 noch deutsche Namen?

duck313fuchs

...den Bericht \"Im alten Kalifornien\" hat Frau Dr. Fuchs nur einmal und zwar 1988 übersetzt...