Erika Fuchs bei Wikipedia

Begonnen von Theodora Tuschel, 26. Dez. 2022, 14:24:57

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Theodora Tuschel

Danke für die Angabe des Datums! Wieder ein Bausteinchen.
Die gedruckte Arbeit wurde am 19.09.1935 eingereicht. Die Angabe \"mit 1 Porträt\" stammt aus einer Titelaufnahme im HBZ. Bilder zu drucken war damals aufwändig und teuer, deshalb wurden sie wohl weggelassen. Eher wundert mich, dass es zwischen der Promotionsprüfung und der Einreichung der gedruckten Arbeit so lange gedauert hat (4 Jahre). Aber acht Monate nach der Promotionsprüfung kam die Hochzeit (1932), dann die Geburt des ersten Kindes (1934), da hatte sie wohl anderes im Kopf.
Heute darf man den Titel \"Dr.\" erst führen, wenn die gedruckte Arbeit eingereicht ist. Ich nehme an, dass das damals auch so war.
Ein Schnipsel zur Erbauung des Publikums: Erika Fuchs legte offenbar durchaus Wert auf ihren Doktortitel. Ihre Nichte Mary, die 1954 längere Zeit bei ihr in Schwarzenbach gelebt hat, erzählte mir: \"Even her maid would call her \'Frau Doktor\'\".

Beppo

> Ein Schnipsel zur Erbauung des Publikums: Erika Fuchs legte offenbar durchaus Wert auf ihren Doktortitel.

Sie korrigierte aber auch die Behauptung, es wäre ein summa cum laude. Sie bestand auf dem korrekten magna cum laude.
Grunz!
Beppo

Ein Kojote ist und bleibt ein Hühnerdieb!

Kalif Storch

Das Werk von Bohn habe ich gerade nicht zur Hand. Solange ich aber nicht durch mir noch unbekannte Belege eines Besseren belehrt werde, glaube ich nicht, daß es jemals eine längere Fassung der Dissertation als die gedruckte gegeben hat.

Warum sollte Frl. Petri ihre Arbeit freiwillig kastriert haben? Als promovierte Jungakademikerin ist man normalerweise stolz wie Oskar auf sein Werk und streicht in der Fassung, mit der man die Welt beglückt, freiwillig kein Jota weg, vorausgesetzt, es gibt keine einschlägige Auflagen des Dekanats bei der Erteilung der Druckfreigabe, was aber eigentlich kaum denkbar ist. Und warum der \"gesamte archivalische Teil\", von dem in der Arbeit ebensowenig wie von intensiven Forschungen in Archiven und Bibliotheken die Rede ist (lediglich Erwähnung eines Zufallsfundes auf S. 62), weggefallen sein sollte, erschließt sich mir auch nicht. Dieser \"Papierkram\" kann für manchen Forschungsaspekt sehr interessant sein. Es gibt ja auch Menschen, die sich brennend für die Anzahl der Brücken in Entenhausen interessieren. Nein, ich bleibe dabei: einen weggekürzten Teil der Arbeit gab es nie.

Und die lange Zeitspanne zwischen Rigorosum und Publikation erklärt sich vielleicht auch so, daß Frl. Petri sich vergebens um die Veröffentlichung in einer anerkannten kunstgeschichtlichen Reihe bemüht hat, z.B. in den Veröffentlichungen der Abt. für Slavische Sprachen o.ä. Eine solche hatte und hat ja neben der Reputation den Vorteil, daß solche Veröffentlichungen von der Fachwelt viel eher wahrgenommen werden, daß man weniger Pflichtexemplare abgeben muß, und daß der Druck evtl. kostenlos oder jedenfalls billiger ist als ein selbst zu finanzierender Dissertationsdruck, der im akademischen Raum ein Begräbnis zweiter Klasse ist. Wenn man allerdings nur die zwei  Buschstaben vor seinem Namen haben will, um seine Umwelt zu beeindrucken und Karriere in der CDUSPDFDP zu machen, und sonst keine weiteren akademischen Ambitionen hegt, dann reicht das natürlich.  

Die irrige Angabe \"1 Portr.\" findet sich übrigens auch im Katalog der Bamberger UB. Im Katalog der StaBi Berlin ist merkwürdigerweise vermerkt: \"Diss. v. 19. Sept. 1935\", übrigens ein Donnerstag, vielleicht zu erklären durch den Eingang des Tauschexemplars an diesem Tag und eine Fehlleistung des Bibliothekars.

Kann es sein, daß die Zentralbibliothek über keine Kopie der Arbeit verfügt? Da ich aus weltanschaulichen Gründen kein Mitglied des Vereins bin und dehalb keinen Zugang zum Katalog habe, weiß ich das nicht. Die Arbeit liegt vor mir, einer Kopierung und Zusendung steht nichts im Wege, falls gewünscht.

Beppo

> Nein, ich bleibe dabei: einen weggekürzten Teil der Arbeit gab es nie.

Vielleicht, wie gesagt, die Fotos. Die hat sie laut Bohn mit viel Liebe angefertigt. Für den späteren Druck wären sie dann aber wohl zu teuer gewesen.
Grunz!
Beppo

Ein Kojote ist und bleibt ein Hühnerdieb!

Fährmann

Laut eigener Aussage (nach Bohn) hatte sie per Fahrrad mit Fotoausrüstung fränkische Dorfkirchen abgeklappert.

Ahoi!
Ahoi!

Theodora Tuschel

Zitat von: FährmannLaut eigener Aussage (nach Bohn) hatte sie per Fahrrad mit Fotoausrüstung fränkische Dorfkirchen abgeklappert.

Nicht Franken, sondern Oberschwaben. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Michael_Feuchtmayer_der_J%C3%BCngere.

Die Dissertation von Frl. Petri ist in der DonBib nicht vorhanden. Ich bestelle sie per Fernleihe und mache eine Kopie. Der Erkenntnisgewinn wird aber nicht groß sein, abgesehen vom Lebenslauf. Die 1931 eingereichte Version (wahrscheinlich ein Typoskript) dürfte allenfalls im Familiennachlass liegen. Aber ist das wichtig?

Kalif storch

Zitat von: \"Theodora Tuschel\"Aber ist das wichtig?
Ja. Wären solche Details unwichtig, dann hätten Sie, Frl. Tuschel, das doch nicht korrigiert, oder?

Theodora Tuschel

Hmm, njein. Ich habe das korrigiert, weil das Datum der Promotion durcheinanderging: 1931 oder 1935? Klaus Bohn schreibt im \"Erika-Fuchs-Buch\" (S. 24): \"Nach dem Examen im Winter 1931/32 begann sie mit ihrer Doktorarbeit.\" So etwas muss natürlich korrigiert werden. Wie weit die Arbeit sich im eingereichten Typoskript von der gedruckten Fassung unterscheidet, ist wissenswert, aber für die Fuchs-Forschung weniger wichtig.

Dabei bin ich ganz deiner Meinung, werter Kalif, dass der archivalische Teil mit dem \"Papierkram\" wahrscheinlich von größerem wissenschaftlichen Wert ist als die lyrische Beschreibung einzelner Figuren. Aber so war Kunstgeschichte damals (ähnlich wie auch Literaturgeschichte): deskriptiv und oft schwärmerisch beschreibend. Erika Petris Doktorvater Wilhelm Pinder kam aus dieser Richtung. Er war überhaupt - nun ja. Ein lesenswerter Beitrag über ihn findet sich hier: https://edoc.hu-berlin.de/bitstream/handle/18452/23363/bredekamp_pinder.pdf?sequence=1 (Quelle: In der Mitte Berlins. 200 Jahre Kunstgeschichte an der Humboldt-Universität. Berlin 2010).

Kalif Storch

Doch: auch Franken. Die Diss. behandelt Feichtmayrs Arbeiten in Oberschwaben, im Badischen, im Schwäbischen und im Fränkischen. Von Eutin aus gesehen wohl eh alles das Gleiche.
Und die Diss. war wohl der Studienabschluß, ohne vorherige Zwischenprüfung, Staatsexamen oder Magister. Das ist ja heute noch so in macnhen Studiengängen, wie z.B. bei der unsäglichen Frau Schavan.

Coolwater

Zitat von: \"Kalif Storch\"Die Diss. behandelt Feichtmayrs Arbeiten in Oberschwaben, im Badischen, im Schwäbischen und im Fränkischen. Von Eutin aus gesehen wohl eh alles das Gleiche.

Hauptsache Italien.

Theodora Tuschel

Ich habe mir die Dissertation von Erika Petri inzwischen angesehen. Erstaunlich reife Arbeit für eine 25-Jährige, insbesondere in Stil und Ausdruck. In der 1935 gedruckten Fassung fehlen die fotografischen Bildbelege, vermutlich aus Kostengründen. Zitate aus Archivquellen sind in den Text eingearbeitet, wie es sich gehört, und in Fußnoten belegt. Insofern der Ausdruck \"um vieles gekürzt\" (Bohn: Erika-Fuchs-Buch S. 29) irreführend.

Coolwater

Zitat von: \"Theodora Tuschel\"Erstaunlich reife Arbeit für eine 25-Jährige, insbesondere in Stil und Ausdruck.

\"Ach bitte, gibt es bei Ihnen inzwischen neue Dissertationen?\" – \"Nein!!! Unsere Studenten können kein Deutsch mehr!\"

https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/campus/sprachnotstand-an-der-uni-studenten-koennen-keine-rechtschreibung-mehr-12862242.html
https://www.fm1today.ch/schweiz/studierende-hinken-in-sachen-deutsch-und-rechtschreibung-hinterher-148933766

Beppo

> Unsere Studenten können kein Deutsch mehr!

Und singen tun sie auch nicht mehr.
Grunz!
Beppo

Ein Kojote ist und bleibt ein Hühnerdieb!

Ostsibirischer Korjakenknacker

Zitat von: CoolwaterErstaunlich reife Arbeit für eine 25-Jährige, insbesondere in Stil und Ausdruck.

\"Ach bitte, gibt es bei Ihnen inzwischen neue Dissertationen?\" – \"Nein!!! Unsere Studenten können kein Deutsch mehr!\"

https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/campus/sprachnotstand-an-der-uni-studenten-koennen-keine-rechtschreibung-mehr-12862242.html
https://www.fm1today.ch/schweiz/studierende-hinken-in-sachen-deutsch-und-rechtschreibung-hinterher-148933766

Ich ergänze aus eigener leidvoller Erfahrung: In Ö ist es nicht wesentlich besser ... zumal es hier wichtiger ist zu gendern als den korrekten Fall oder die richtige Zeit zu verwenden ...
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Frieden für die Ukraine!

Grkztrrrschwrzkajaaaa!

Coolwater

Schlage vor, mit den frisch zugekommenen Hochschulreifen ein Semester lang  Mickymausheftl zu lesen, damit sie Deutsch lernen.

Angefangen wird mit Plutoeinseitern, da ist wenig Text (\"!\", \"?\"). Langsam steigern mit Ahörnchen und Behörnchen, Strolchi und so weiter. Ganz zum Schluß Fuchsberichte, falls nicht spätestens bei Goofy die meisten schon durchgefallen sind.