Synopse: Fälschungen und Originale

Begonnen von Das Schwarze Phantom, 1. Mär. 2018, 17:58:50

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Das Schwarze Phantom

Sehr logisch ist diese Szene so oder so nicht. Im Deutschen hat man gepfuscht, denn der Telegrammtext müßte eigentlich viel knapper bei dem Brandloch stehen; hier sieht es ja überhaupt nicht so aus, als ob vor dem \"ELCHE\" ein Buchstabe fehlen würde. Gerade darauf beruht aber im Original die Logik dieser Szene.

Und auch die amerikanische Fassung läßt Fragen offen: warum will Onkel Dagobert zu Weihnachten - also mitten im Winter - ausgerechnet Wildgänse einfliegen lassen, um Entenhausen vom Unkraut zu befreien?!? Das klingt ein bißchen \"konstruiert\" ...

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Nächster Fall:
Im Hasenforst führt das Fähnlein Fieselschweif unter Donalds Leitung einen Wettbewerb durch. Als ein Löwe auftaucht, fällt Donald in Ohnmacht. Die Fieselschweiflinge flüchten auf einen Baum.
Im Deutschen heulen sie laut als ob sie Angst hätten. Ganz anders die originäre Fassung: hier brüllen sie aus Leibeskräften, um den Löwen zu vertreiben.



Das Schwarze Phantom

Bemerkenswert ist die Geschichte \"Vier auf hoher See\" (MM 37/63), bei der sich die deutsche Übersetzung stellenweise gravierend vom amerikanischen Originaltext entfernt. Diese Story ist ein Crossover-Remake, also die Neubearbeitung einer alten Geschichte mit veränderter Rollenbesetzung - Original mit Micky & Goofy, Remake mit Donald & Neffen.

Vom Meeresufer aus nehmen die Protagonisten einen Hilferuf wahr. Nahe der Küste entdeckt man einen Mann, der auf einem Baumstamm balanciert.

Die Klärung der Situation orientiert sich im Deutschen an humanistischen Denkprinzipien, im Amerikanischen hingegen geht es um rücksichtsloses Leistungsdenken.

Lassen wir die Bilder sprechen:

Hier hat Erika Fuchs wieder mal gezeigt, wie man einer Situation durch entsprechende Übersetzung noch etwas Positives abgewinnen kann ...

Ostsibirischer Korjakenknacker

Hochinteressant!

Habe ich in der Form noch nie gesehen.
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Frieden für die Ukraine!

Grkztrrrschwrzkajaaaa!

Beppo

> Hier hat Erika Fuchs wieder mal gezeigt, wie man einer Situation durch entsprechende Übersetzung noch etwas Positives abgewinnen kann ...

Die Rydahl-Version ist nur in Deutschland und Skandinavien gedruckt worden. Ich vermute, dass die Dänen den Deutschen eine englische Rohübersetzung von der dänischen Variante mitgeliefert haben. Hatte Erika Fuchs die Hubbard-Version überhaupt vorliegen?

Über ihre Übersetzungskunst von können wir doch erst reden, wenn wir wissen, was sie übersetzt hat.

Falls es jemandem mal aufgefallen ist: Es sind sogar schon Gulbransson-Geschichten mit einer Übersetzung ins Deutsche erschienen. Die Disneyverlage liefern heute (2018) zu den Zeichnungen einen Text in gutem oder weniger gutem Englisch mit. Die Übersetzer übersetzen dann nicht das Original, sondern den englischen Text. Wie das 1963 war, weiß ich aber nicht.
Grunz!
Beppo

Ein Kojote ist und bleibt ein Hühnerdieb!

Das Schwarze Phantom

OK - es könnte sein, daß diese Textverharmlosung schon in Dänemark entstanden ist. So wie es auch bei den Bildretuschen meist der Fall war. Aber mir kam es darauf an, die Diskrepanz zwischen der deutschen Übersetzung und dem amerikanischen Urtext herauszustellen.

Und wer die Geschichte nicht vorliegen haben sollte: der oben gezeigte \"Platztausch\" zwischen dem Holzfäller und seinen Rettern entsteht durch einen Katapult-Effekt - der Holzfäller springt mit Schwung in das Boot; durch den Aufprall wird dann die Bootsbesatzung auf den Baumstamm katapultiert (ich wollte nicht unnötig viele Bilder posten).

Beppo

Ich bewege mich jetzt auf sehr dünnem Eis. Ich glaube, Erika Fuchs hat sich als Dienstleisterin gesehen. You can\'t buy me but you can rent me. Gutenberghus war ein Konzern, der einen Teil seiner Einnahmen für philantropische Zwecke ausgegeben hat. Ehapa war eine Dependance von Gutenberghus. Kabatek war der Statthalter von Gutenberghus in Stuttgart. Er hat dort die Richtlinien der Politik bestimmt. Erika Fuchs hatte kein Problem mit diesen Richtlinien und sie wurde (ihrer Meinung nach) gut dafür bezahlt, sich daran zu halten.

Mit Disney-Comics konnte man viel Geld verdienen. Es war aber die nichtkommerzielle Politik von Gutenberghus, den Geschichten einen Teil von ihrer amerikanischen oder italienischen Brutaliät auszutreiben. Erika Fuchs hat sich vermutlich gefreut, dass sie daran mitwirken konnte.
Grunz!
Beppo

Ein Kojote ist und bleibt ein Hühnerdieb!

Das Schwarze Phantom

Im folgenden Beispiel hat sie nicht so gut mitgewirkt: Fernseh- statt Hörfunkprogramm! Das war ein bißchen schlampig übersetzt (oder hat sie den Radio für eine Flimmerkiste gehalten? Sie sah ja nicht besonders gut.) ...

Beppo

> Fernseh- statt Hörfunkprogramm!

Erika Fuchs hatte als Vorlage wohl nur eine schlechte Schwarzweiß-Kopie:


Das war der Stand der Technik. Da kann so etwas schon mal vorkommen. Für mich sieht das Teil auch wie eine Flimmerkiste aus. Und im amerikanischen Text heißt es nur \"program\".

Wobei ich gar nicht bestreiten will, dass sie manchmal dumme Fehler gemacht hat. Oder jemand im Verlag. Es ist heute noch so bei Ehapa, dass der Redakteur die Übersetzung gelegentlich eigenmächtig verändert, ohne den Übersetzer zu fragen.
Grunz!
Beppo

Ein Kojote ist und bleibt ein Hühnerdieb!

Das Schwarze Phantom

Zuweilen werden Bildelemente gegen Textelemente ausgetauscht:

Das Schwarze Phantom

Ein \"I-Punkt\", der im Deutschen leicht verrutscht ist ...


Das Schwarze Phantom

Auch ohne Kenntnis der originären Fassung dürfte klar sein, daß diese Übersetzung schief gelaufen ist. Aus einer zu kalt eingestellten Klimaanlage wird hier eine überhitzte \"Luftheizung\" - und das, obwohl deutliche Eisbildung erkennbar ist ...

Das Schwarze Phantom

Manchmal werden Retuschen offenbar geplant, dann aber doch nicht umgesetzt. Im folgenden Beispiel sollte die Biene wohl in einen Nagel umgezeichnet werden, wie der Text verrät ...