Synopse: Fälschungen und Originale

Begonnen von Das Schwarze Phantom, 1. Mär. 2018, 17:58:50

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Ostsibirischer Korjakenknacker

Zitat von: \"Das Schwarze Phantom\"Bei den folgenden Beispielen geht es um Retuschen aus sprachlichen Gründen.
In diesem Fall war die deutsche Bearbeitung etwas oberflächlich, denn zu Beginn der Geschichte ist auch in der originalgetreuen Version von \"eigenem Quellwasser\" die Rede anstatt von \"eigener Springquelle\" ...

Naja ... das Wortspiel mit der Doppelbedeutung von spring im E lässt sich so oder so nicht wiedergeben. So gesehen ist die Variante mit der Flasche die bessere - endlich mal eine sinnvolle Retusche ...
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Grkztrrrschwrzkajaaaa!

Das Schwarze Phantom

ZitatDuckimaus: Gerade weil die Disney-Comics sich hauptsächlich an Kinder richten, müsste man doch erwarten, dass diese Dinge bereits im Original nicht auftauchen.

Es ist eigentlich eher eine \"deutsche\" Besonderheit, daß Disney-Comics immer als Lektüre für Kinder verstanden wurden - vor allem bis in die 80er Jahre. Heute ist Deutschland weltoffener geworden: selbst klassische Spielwaren wie z.B. eine elektrische Spielzeugeisenbahn sind heutzutage auch für Erwachsene \"salonfähig\".

Das Ausland war da immer etwas toleranter: italienische und auch amerikanische Disney-Comics hatten schon immer auch (junge) Erwachsene als Zielgruppe im Visier. Man erkennt das deutlich, wenn man sich in den italienischen Topolino-Taschenbüchern die Werbeseiten anschaut: hier findet man - besonders in den 70er Jahren - häufig Werbung für Schußwaffen (Colts, Pistolen und Gewehre) und andere Konsumartikel, von denen sich primär Erwachsene angesprochen fühlen.


Das Schwarze Phantom

Im nächsten Beispiel geht es um Daisys Geburtstag. Die drei Neffen sollten in Donalds Auftrag herausfinden, was sich Daisy zum Geburtstag wünscht. Allerdings sollte Daisy ihren Wunsch nicht explizit nennen, sondern umschreiben. Sie sagt: \"And tell him t\'keep in mind at least one carat!\".

Der Wortwitz besteht hier im phonetischen Gleichklang von \"carat\" [Karat] und \"carrot\" [Karotte].

Ostsibirischer Korjakenknacker

Dieser Blick ... den kenne ich ... !!!!
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Das Schwarze Phantom

Im angelsächsischen Sprachraum gibt es die Redewendung \"jemandem den Mund mit Seife auswaschen\" (falls der Betreffende zuvor etwas Anstößiges gesagt hat). Im deutschen Sprachraum kennt man diese Redensart nicht.

Einer der Neffen sollte Onkel Donald fragen, ob man ein bestimmtes Wort (das nicht näher bezeichnet wird) offen aussprechen darf:


Fährmann

Was sollen Holländer mit QWERTY, wenn sie das \"y\" mit ü-Punkten versehen (was mir neu ist)?

Ahoi!
Ahoi!

K.

Mich fragte kürzlich ein portugiesischer Kollege, was denn dem deutschen Alphabet einfiele, einen griechischen Buchstaben aufzunehmen. Und nein, er meinte nicht das Ypsilon, sondern, wie nach kurzer Diskussion klar wurde, das Eßzett, das nach seinem Empfinden doch offensichtlich ein kleines griechisches Beta war. Es bedurfte eines kleines Exkurses in den Fraktursatz, der zwei Varianten für den kleinen Buchstaben s kennt, die im Falle einer Dopplung eine Ligatur bilden, die sich in die Antiqua-Schriftarten hinübergerettet hat, nur in der Schweiz nicht.
Eine ähnliche Ligatur hat in den niederländischen Alphabeten die Buchstaben i und j (die dort einen Diphthong formen) verschmolzen zu einem Scheinbuchstaben, der einem y ähnelt, jedoch die beiden Punkte der Ausgangsbuchstaben beibehält. Das Digramm \"ij\" ist mithin ein völlig anderes Zeichen als das \"y\".
Gräme Dich nicht, Fährmann, laut Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/IJ) scheint diese Deutung aber sogar vielen Holländern zu hoch. Vielleicht sogar dem Letterer. Mein portugiesischer Kollege hat es aber kapiert mit dem ß.

Beppo

> ein portugiesischer Kollege

Der Kollege Sepp war ein Ösi, also so etwas wie der Torberg Friedrich oder der Wessely Christian. In der Ostmark kennen sie zwar das Eßzett, es hat aber einen anderen Namen. Das ist wie mit dem Röserl Karfiol und den zehn Deka Zibeben.

Einmal hab ich dem Sepp in meiner Piefkesprache erklärt, dass die Schweizer das Eßzett nicht verwenden. Da hat er mich sehr seltsam angeschaut. \"Die Schweizer verwenden das S und das Zett nicht???\" Er hat sich dann wohl gefragt, wie ich die Kantone Solothurn und Zug denn schreiben würde. Mehr gesagt hat er aber nicht.
Grunz!
Beppo

Ein Kojote ist und bleibt ein Hühnerdieb!

Ostsibirischer Korjakenknacker

Piefkesprache? Ich dacht, Du bist Münchener????

Und wir sagen, wie alle normalen Menschen, ,,scharfes S".

:D
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Das Schwarze Phantom

Bei den folgenden Beispielen geht es um Fälschungen, die sich nicht im Bild, sondern ausschließlich im Text niederschlagen.

Sabotage heißt hier \"Schlüssel abziehen\" ...

Beppo

> Ich dacht, Du bist Münchener????

München ist ein Schmelztiegel. Da wurden sogar schon böhmische Gefreite gesichtet. In der B.O.N.A.L.D. e.V. ist zur Zeit die sog. Odenwaldschule an der Macht. Wobei Odenwald etwa durch den Regierungsbezirk Darmstadt vor 1981 definiert ist. Wer den Dadderich kennt, gehört dazu.

Justus von Liebig, der Erfinder der künstlichen Fleischbrühe, war auch ein Piefke aus Darmstadt und trotzdem Münchner.
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Beppo

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Das Schwarze Phantom


Ein Stromschlag, der im Deutschen keine Erwähnung findet ...

Beppo

Liebes Phantom,

man muss dich allein schon wegen deines Fleißes preisen. Du hast so viel Material zusammengetragen, dass dass man es schier in die Luft werfen möchte, damit es einem auf die Glatze prasselt. Was mir aber noch fehlt, ist der theoretische Überbau. Deshalb ein paar Bemerkungen und Fragen:

Ein Schundheft oder -taschenbuch kostet ja in der Kalkulation 5% für die Inhalte und 95% für Druck, Vertrieb und Reklame. (Die Zahlen habe ich gerade erfunden.) In den 1950er, 1960er und 1970er Jahren hatte Gutenberghus/Egmont/Ehapa offenbar zu viel Keschkesch und zu viele eingebildete Obermotze, die alles besser wussten. Die Inhalte wurden deshalb an den jeweiligen Markt angepasst. Dann wurden halt aus den 5% eben 6%. War auch egal.

Das war ja bei den anderen Trivialkünsten ähnlich. Musik, Film, Fernsehen usw. In dem Melodram Casablanca wurden die Nazis durch Atomphysiker ersetzt, was ich sowieso für keine sinnentstellende Änderung halte. Es gab einfach keinen Respekt vor dem Original.

Meine Fragen beziehen sich auf den Ablauf: Gehe ich recht in der Annahme, dass die meisten Änderungen aus deinen Beispielen von der Verlagszentrale in Kopenhagen angeordnet und organisiert wurden? Stuttgart hat sicher viel zum Umsatz des Velagskonzerns beigetragen, aber mir kommt es doch so vor, als ob dort hauptsächlich übersetzt wurde. Einen Stab von kompetenten Zeichnern hatten sie da eher nicht.

In TGDD 12 wurde aus einem Truthahn in WDC 142 ein Füllhorn mit einem skandinavisch aussehenden Fähnchen gemacht. Klar, ein Truthahn war exotisch-amerikanisch. Aber kein deutscher Veränderer hätte ihn durch ein Füllhorn ersetzt. Hans von Storch, der Halbdäne, hat mir gegenüber mal dieses Füllhorn mit Fähnchen als typisch dänisch bezeichnet.

Wer hat die Zeichnungen bearbeitet? Du hast doch einen Blick für sowas. Hat Kopenhagen Mondadori beauftragt, die Waffen wegzuretuschieren? Oder haben die das selbst gemacht? Manche Änderungen sind ja sehr plump, aber andere sind dann wieder durchaus geschickt. Hast du in jedem oder fast jedem Fall schon beim Anblick der deutschen Fassung Verdacht geschöpft?

Man weiß so wenig.
Grunz!
Beppo

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