Der Entenhausener Stadtplan für Kinder

Begonnen von Der Sumpfgnom, 14. Jan. 2017, 21:48:16

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Duckimaus*

Zitat von: \"Der Sumpfgnom\"Zu den LTBs: wir sollten nicht vergessen, dass diese Büchlein für Kinder gemacht sind.

Sämtliche Geschichten, die aus dem Hause Disney kommen, sind doch für Kinder, weil es Comics sind. Wir leben nun mal nicht in Japan, wo es auch Comics für Erwachsene gibt.

Theodora Tuschel

Zitat von: Duckimaus*Sämtliche Geschichten, die aus dem Hause Disney kommen, sind doch für Kinder, weil es Comics sind.

Häresie!

Duckimaus*

Theodora Tuschel, dann nenne mal eine Zeitschrift, die in Deutschland erscheint, Disney-Comics enthält und sich an Erwachsene richtet und von diesen hauptsächlich gelesen wird.

Ostsibirischer Korjakenknacker

Zitat von: Duckimaus*Theodora Tuschel, dann nenne mal eine Zeitschrift, die in Deutschland erscheint, Disney-Comics enthält und sich an Erwachsene richtet und von diesen hauptsächlich gelesen wird.

Duckimaus, du argumentierst unsauber.
Oben sprichst du von Geschichten (was die Argumentation automatisch auf Nicht-Barks-Fuchs einschränkt), und nun von den Zeitschriften. Das heisst, Medium und Inhalt verwechseln.

a) MUSS automatisch jede Geschichte, die in einer Zeitschrift erscheint, die sich an Kinder richtet, eine Geschichte sein, die für Kinder geschrieben wurde?
b) Erscheinen in Zeitschriften, die sich an Kinder richten, automatisch nur Geschichten oder manchmal, evtl. regelmäßig, auch Dokumentationen?
c) Ist eine Geschichte, die für Kinder geschrieben wurde, für Erwachsene automatisch nichtssagend oder unangemessen?
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Frieden für die Ukraine!

Grkztrrrschwrzkajaaaa!

Ostsibirischer Korjakenknacker

Zitat von: DonaldLeider geht\'s aber noch schlimmer: Die wenigen Exemplare, die ich in Händen hielt mit Nummern jenseits der 200er Marke, wirken auf mich gar schrecklich.
Aber naja, wenn selbst die jemanden seine innere donaldische Ader erkennen lassen, dann heiligt der Zweck halt die Mittel. Wenn auch unorthodox.

Servus,

ja, das ist so wie bei Asterix ... die Bände nach 25 sind schlimm bis entsetzlich. So gesehen hat das LTB immerhin wesentlich mehr geschafft, bis es in diese Kategorie abgestürzt ist ... vielleicht ein Anzeichen für einen winzigen Rest von Inspiration.
Ich würde nie sagen, alle unter 100 sind gut. Aber wenn jemand sagt, dass unter den ersten 100 einige nicht schlecht sind, würde ich mich anschließen :0)

Oft sind ja auch die Geschichten innerhalb ein und desselben LTB völlig unterschiedlich...
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Grkztrrrschwrzkajaaaa!

Duckimaus*

Zitat von: \"Ostsibirischer Korjakenknacker\"a) MUSS automatisch jede Geschichte, die in einer Zeitschrift erscheint, die sich an Kinder richtet, eine Geschichte sein, die für Kinder geschrieben wurde?
b) Erscheinen in Zeitschriften, die sich an Kinder richten, automatisch nur Geschichten oder manchmal, evtl. regelmäßig, auch Dokumentationen?
c) Ist eine Geschichte, die für Kinder geschrieben wurde, für Erwachsene automatisch nichtssagend oder unangemessen?

Eine Zeitschrift, die sich an eine bestimmte Leserschaft richtet, enthält Inhalte, für die sich die Leserschaft auch interessiert. Soll heißen, eine Zeitschrift für Sportfans enthält Sportinformationen, eine Zeitschrift für Autoliebhaber enthält Informationen über Autos, ein Politikmagazin enthält politische Texte. Daher hat eine Kinderzeitschrift auch nur die Inhalte, die für Kinder relevant sind.

Klar, eine Kinderzeitschrift muss nicht nur Comics enthalten, sondern kann auch Geschichten in reiner Textform, Unterhaltsames, Informationen, Basteltipps, Witze, Rätsel usw. enthalten. Aber auch hier gilt, dass es sich bei sämtlichen Inhalten um Dinge handelt, die auch für die Zielgruppe geeignet sind. Also müssen die Geschichten auch für Kinder verständlich sein, Informationen müssen so verfasst sein, dass Kinder sie verstehen (also kein wissenschaftlicher Aufsatz, sondern einfach erklärt), die Bastelanleitungen dürfen auch nicht zu schwer sein, Witze müssen jugendfrei sein, Rätsel leicht genug, damit Kinder sie lösen können.

Interessiert sich aber auch ein Erwachsener dann dafür? Geschichten, egal ob Comic oder reiner Text, die Themen, welche für Kinder interessant sind, enthalten, sind für Erwachsene langweilig. Rätsel, welche für Kinder sind, sind Erwachsenen zu einfach  und sie haben deshalb kein Interesse, wollen stattdessen schwierigere Rätsel. Basteln tun Erwachsene seltener und wenn, dann sind das komplexere Arbeiten. Kindliche Witze bringen Erwachsene kaum noch zum Lachen, stattdessen müssen die Witze für Erwachsene geeignet sein oder Inhalte haben, die man überhaupt als Erwachsener erst versteht.

Fazit: Was sich an Kinder richtet, ist für Kinder geeignet und wird von Kindern gelesen. Comics zählen nun mal dazu, denn in vielen westlichen Ländern werden Comics mit Themen produziert, die für Kinder interessant sind, während Erwachsene solche Themen kaum interessieren. In anderen Ländern, wie Japan, ist das was anderes, weil dort die Kultur und Literatur sich anders entwickelt hat. Dort gibt es auch Mangas für Erwachsene.
Aber bei uns haben Comics einen schlechten Ruf, wurden und werden als Schund bezeichnet. Viele Kinder haben sicherlich von ihren Eltern gehört, warum sie nicht was vernünftiges lesen und warum sie ihr Geld sinnlos für Comics ausgeben.
Das trifft sicherlich auch auf genug Donaldisten zu, fast jeder von euch musste sich das anhören. Und ist es inzwischen anders, jetzt wo ihr erwachsen seid? Was sagen eure Ehemänner,Ehefrauen, Verwandte, Kollegen, Freunde, was sagen eure Kinder dazu? Auch da gibt es sicher mehr Ablehnung als Zustimmung.

Coolwater

Zitat von: Duckimaus*Aber bei uns haben Comics einen schlechten Ruf, wurden und werden als Schund bezeichnet. Viele Kinder haben sicherlich von ihren Eltern gehört, warum sie nicht was vernünftiges lesen und warum sie ihr Geld sinnlos für Comics ausgeben.
Das trifft sicherlich auch auf genug Donaldisten zu, fast jeder von euch musste sich das anhören. Und ist es inzwischen anders, jetzt wo ihr erwachsen seid? Was sagen eure Ehemänner,Ehefrauen, Verwandte, Kollegen, Freunde, was sagen eure Kinder dazu? Auch da gibt es sicher mehr Ablehnung als Zustimmung.

Ist das denn alles noch so arg heute? Vor einigen Jahrzehnten stand es um den Ruf von Comics bestimmt schlimmer. Wenn heutzutage in der Presse was über Donald Duck, Carl Barks, Donaldismus oder Comics steht, dann ist es zwar oft nicht kenntnisreich, aber gewöhnlich doch wohlwollend-sympathisierend. Auch ist heute allgemein anerkannt, daß Comics \"Kunst\" sind – oder treffender, daß sie dies sein können. Wahrscheinlich werden in Frankreich und Belgien Comics noch selbstverständlicher als \"Kunstform\" gesehen als hierzulande, aber das \"Schund\"-Image haben sie auch bei uns längst abgestreift.

Klar sind viele Comics Schund und werden als solche gesehen und gebrandmarkt. Wie auch zahlreiche Filme, Gedichte, Romane, Bauwerke Schund sind. Aber daß Comics in Deutschland heute noch schlechthin als Schund betrachtet werden, das bezweifle ich.

In den sechziger und siebziger Jahren haben Betrachtungen über Comics noch mit Heinrich Hoffmann und Wilhelm Busch oder gar den ägyptischen Hieroglyphen begonnen. Damals mußte man sich noch dafür rechtfertigen, daß man sich mit so etwas \"Kindischem\" wie Comics ernsthaft beschäftigte und ihre angeblichen Ahnenformen in der hohen Kultur herausstreichen. Das ist heute nicht mehr so.

Stoße ich auf Ablehnung von Familie, Freunden, Kollegen für Barks-Kultur, Donaldismus und Comic-Interessen? Nee. Auf Zustimmung? Das im tatsächlichen Sinne nun auch nicht. Vielmehr interessiert es die Leute nicht, ist halt mein \"Hobby\". Der eine Kollege liebt Star Wars, der andere Eisenbahnen, meine Mutter sammelt alte Puppen. Interessiert mich alles auch nicht. Aber deswegen lehne ich es nicht ab oder sehe, was sie lieben, als Schund.

Das TGDD wie auch das LTB werden in unseren Tagen übrigens gut zur Hälfte von Erwachsenen gelesen, sagt der Verlag schon seit geraumer Zeit. Dabei dürften die Mehrheitsverhältnisse in Zukunft noch mehr zuungunsten der jungen Leser kippen. Die, die heute Comics lesen, sind eben in weiten Teilen solche Erwachsene, die Comics bereits in ihrer Kindheit gelesen haben, während sich die Kinder heutzutage weniger für Comics interessieren, als es die Kinder noch vor Jahrzehnten taten. Deswegen auch diese Masse an Comic-Alben für Erwachsene und Gesamtausgaben von Comic-Klassikern, die man nur im Buch- oder Comicfachhandel findet und die sich Otto Normalkind auch gar nicht leisten kann. Für Otto Normalkind sind diese ganzen Edelausgaben, mit denen der Markt überflutet wird, ihrer ganzen Art nach aber auch gar nicht konzipiert. Den Zwölfjährigen möcht\' ich sehen, der die Carl Barks Collection in seinem Kinderzimmer stehen hat. (Für die hätte ich mir als Zwölfjähriger allerdings die Hand abhacken lassen.)

Theodora Tuschel

Mein Aufschrei \"Häresie!\" bezog sich auf folgende Äußerung:

Zitat von: Duckimaus*Sämtliche Geschichten, die aus dem Hause Disney kommen, sind doch für Kinder, weil es Comics sind.

Abgesehen von dem unzulässigen Schluss \"für Kinder, weil es Comics sind\" berührt das meiner Meinung nach eine Grundlage des wissenschaftlichen Donaldismus. Dieser kann als in sich logisches Denkgebäude nur funktionieren, wenn man die Duck-Geschichten nicht als zielgruppenorientierte Fiktion ansieht, sondern als Berichte aus einer real existierenden Welt, samt Eingrenzung auf einen bestimmten Kanon, nämlich Barks/Fuchs. Diese Berichte mit unseren Methoden streng wissenschaftlich zu erforschen, das ist wissenschaftlicher Donaldismus.

Natürlich franst das ganze zu allen Seiten hin aus, je nachdem welche Berichte man noch als mehr oder weniger kanonisch ansieht. Aber LTBs gehören keinesfalls dazu. Wenn wir alle möglichen Donald-Duck-Geschichten als kanonische Quellen in die Forschung einbeziehen, dann muss diese scheitern.

Das spricht natürlich nicht dagegen, dass Donaldisten auch LTB-Geschichten gut finden! Aber ich denke, wir sollten immer streng unterscheiden zwischen Donaldismus als in sich geschlossenes Denksystem und beliebigen Donald-Duck-Geschichten.

Gibt es hier nicht einen Philosophen, der dazu was sagen kann? Die beschäftigen sich doch mit der Kunst des Denkens.

Fährmann

\"Beliebig\" gefällt mir gut! So hat einmal der frühere Kölner Kardinal Meisner ein neues Domfenster bezeichnet, das seinem Geschmack nicht zusagte. Was \"für Kinder\" angeht: in einem WDR-Rundfunkinterview aus den 90ern antwortete Erika Fuchs auf die Frage, ob sie die Texte kindgerecht aufarbeite: \"Überhaupt nicht! Wenn die Kinder was nicht verstehen, sollen sie fragen!\" (aus meinen Gedächtnisunterlagen)

Ahoi!
Ahoi!

Ostsibirischer Korjakenknacker

Zitat von: Duckimaus*Eine Zeitschrift, die sich an eine bestimmte Leserschaft richtet, enthält Inhalte, für die sich die Leserschaft auch interessiert. Soll heißen, eine Zeitschrift für Sportfans enthält Sportinformationen, eine Zeitschrift für Autoliebhaber enthält Informationen über Autos, ein Politikmagazin enthält politische Texte. Daher hat eine Kinderzeitschrift auch nur die Inhalte, die für Kinder relevant sind.

Das ist leider nicht besser, weil an meiner Frage vorbei. Ich formuliere um: Sind alle Inhalte, die für Kinder relevant sind, für Kinder geschrieben worden?
Ich erinnere daran, dass es genug Bücher gibt, die nie als Kinderbücher konzipiert waren, jetzt aber als solche verkauft werden (Karl May schrieb alle seine Bücher als Reiseerzählungen für Erwachsene), und umgekehrt (\"Der kleine Hobbit\" ).
Es geht also nicht um die Zielgruppe des Trägermediums, sondern des Inhaltes. Die Donald Duck Klassik-Alben sind z.B. Anfang der 1990er keineswegs für ein kindliches Publikum publiziert worden; ebensowenig und noch weniger die Barks Library. Dennoch sind die \"Geschichten\" darin dieselben wie in den MM-Heften der 1950er und 60er.

Bitte zwischen Medium und Inhalt trennen.

Weiters gibt es seit 1931 (!) definitiv Comics, die sich eher an Erwachsene richten, nämlich Hal Fosters Tarzan (später Prinz Eisenherz).
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Frieden für die Ukraine!

Grkztrrrschwrzkajaaaa!

Duckimaus*

Ostsibirischer Korjakenknacker, wenn in den Klassikalben dieselben Geschichten sind, die in den 50ern und 60ern im Micky-Maus-Heft standen, warum wurde das Micky-Maus-Heft nicht von Anfang an von Erwachsenen gelesen?

Ostsibirischer Korjakenknacker

Wurden sie nicht? Also ich kann mich an etliche erinnern, die sie gelesen haben (von denen habe ich sie dann bekommen), unter anderem einen Lehrer in meiner Hauptschule.

Aber das lag eben am Medium: Aufgemacht als Kinderzeitschrift, sodass nach aussen der Eindruck erweckt wurde, der Inhalt sei auch nur für Kinder. Er war aber - was die Donald-geschichten betraf - eben AUCH, aber nicht nur für diese.
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Grkztrrrschwrzkajaaaa!

Duckimaus*

Ich habe mir nochmal das erste Micky-Maus-Heft von 1951 angeschaut, auf der Rückseite steht, dass auch die Eltern ihre stille Freude an diesem Heft haben werden.

Coolwater

Mal unabhängig davon, welche Hefte von den Verlagen für wen ersonnen werden: Hatte Barks bei seiner Berichterstattung aus Entenhausen ein bestimmtes Zielpublikum vor Augen? Verfertigte er seine Berichte in dem Wissen und mit der Erwartung, daß sie in Heften für Kinder veröffentlicht würden und hauptsächlich von Kindern gelesen werden würden?

Darauf können wir wohl getrost mit Ja antworten, und für die Forschung hoch relevant ist das, wenn wir fragen, was uns Barks in den Berichten nicht mitteilt. Themen wie Sexualität und Tod werden von Barks ausgespart oder nur andeutungsweise behandelt. Aber auch Toiletten zum Beispiel sieht man meines Wissens nirgendwo in den Berichten, geschweige denn, daß Barks uns jemanden beim Verrichten seines Geschäfts zeigte.

Daraus darf man aber nicht schließen, daß es all das in Entenhausen nicht gibt. Auch nicht, daß Barks um solche Dinge nicht wußte. Vielmehr muß man immer im Kopf behalten, daß Barks bei der Erstellung seiner Berichte eine Selbstzensur betrieb und solche Themen von vornherein nicht behandelte, von denen er glaubte, daß seine kindliche Leserschaft nichts damit anfangen könnte, oder bei denen er befürchtete, die Redakteure von Walt Disney\'s Comic & Stories und Co. würden Anstoß daran nehmen und den Bericht nicht durchgehen lassen.

Hätte Barks für eine \"Erwachsenenzeitschrift\" berichtet – ich bin mir sicher, wir hätten mit ganz anderen Berichten zu tun. Barks hätte Licht auf Dinge geworfen, die für uns im Dunkeln liegen, weil er als Belieferer von \"Geschichten für Kinder\" zu ihnen schwieg. Es gibt ein verborgenes Entenhausen.

Donald