Düsentrieb brät sich ein Omelett

Begonnen von Andreas77, 14. Nov. 2016, 12:31:56

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Andreas77

Hallo zusammen,

früher hab ich viele von den Heften und Taschenbüchern gelesen, und immer wieder kommt mir diese eine Szene in den Sinn: Dagobert und Düsentrieb fahren auf einem maschinengetriebenen Dampfer, der zwei Kohle-Öfen hat. Als Dagobert Daniel Düsentrieb fragt, ob man nicht schneller fahren und den zweiten Ofen in Betrieb nehmen könne, antwortet der, indem er in den Ofen deutet: ,,Da brat ich mir grad ein Omelette.\"

Frage: Weiß von Euch jemand, in welchem Heft oder Taschenbuch das enthalten ist?

Besten Dank schon mal im voraus,

Andreas77

paTrick

Das stammt aus \"Jugenderinnerungen\", Barks Library Onkel Dagobert 21 bzw. TGDD 223.

Donald

Das ist einer der wenigen Barks-Berichte, die auch im Lustigen Taschenbuch (Nr. 8) abgedruckt wurden.
Dort allerdings unter anderem Titel und leider nicht in der Übersetzung von Erika Fuchs.

Andreas77

Hallo paTrick, hallo Donald,

das ging ja schneller als erhofft! Besten Dank für die Tips :)

Viele Grüße,

Andreas77

duck313fuchs

Hier das gesuchte Bild:



Die Übersetzung der LTB  stammt von Gudrun Penndorf, die uns immerhin mit den Übersetzungen der Asterix-Abenteuer erfreute.
Nachdem seit dem Kölner Kongreß auch deuterokanonische Quellen Bedeutung haben sollen - sogar dann die Übersetzungen in den Melzer-Bänden -, ist diese Übersetzung inzwischen wohl auch \"donaldisch\", was ich für Forschungszwecke aber ablehne.

Theodora Tuschel

Wenn das ein Omelett ist, brat ich mir einen Storch. Was hat die Frau Fuchs da wieder für Blödsinn erzählt übersetzerische Freiheit walten lassen!

Donald

Hans, in Deckung!  Sie will Dich in die Pfanne hauen...  :D

Coolwater

Zitat von: \"Theodora Tuschel\"Wenn das ein Omelett ist, brat ich mir einen Storch. Was hat die Frau Fuchs da wieder für Blödsinn erzählt übersetzerische Freiheit walten lassen!

Apfelkuchen ist von Fuchs, Omelett ist von Penndorf, oder hab\' ich das oben falsch verstanden?

duck313fuchs

Nein, Du liegst richtig. Und wieder mal zeigt sich, dass Frau Dr Fuchs die richtigen Worte findet und meinet Ansicht nach deshalb mur ihre Texte Grindlage von wissenschaftlichen Arbeiten sein kann und sollte.

Theodora Tuschel

War ein Test, ob jemand aufpasst. Gratuliere, Coolwater!

Andererseits schreckte Frau Fuchs nicht davor zurück, Milchshakes als Erdbeereis zu bezeichnen, eine Truthahnkeule als Schweinebraten und einen Hamburger als \"belegte Käsebrote\" oder sogar als Pichelsteiner Eintopf. Wie u.a. in dem hervorragenden Buch von Ernst Horst nachzulesen.

Aber ich denke, eine nichtdonaldistische, literatursoziologisch und übersetzungstheoretisch begründete Würdigung ihrer Arbeit steht noch aus, als Ergänzung der linguitischen Arbeit von Meloni. Für Donaldisten ist und bleibt selbstverständlich ihr Text die Basis der wissenschaftlichen Analyse.

PS: Außerdem brät man ein Omelett nicht, man backt es.

Das Schwarze Phantom

Zitat von: \"Theodora Tuschel\"PS: Außerdem brät man ein Omelett nicht, man backt es.

Tja - der Techniker Düsentrieb spricht eben \"Küchenlatein\".

Allerdings paßt ein Omelett, als Grundnahrungsmittel, doch besser zum bescheidenen Düsentrieb als eine lukullische Apfeltorte.

Und so ausgefeilt waren die Fuchs\'schen Übersetzungen ja nicht, wie auch meine Vorrednerin klargestellt hat. Hier ein weiteres Beispiel einer etwas schiefen Übersetzung:


Coolwater

Zitat von: \"Theodora Tuschel\"War ein Test, ob jemand aufpasst. Gratuliere, Coolwater!

Andererseits schreckte Frau Fuchs nicht davor zurück, Milchshakes als Erdbeereis zu bezeichnen, eine Truthahnkeule als Schweinebraten und einen Hamburger als \"belegte Käsebrote\" oder sogar als Pichelsteiner Eintopf. Wie u.a. in dem hervorragenden Buch von Ernst Horst nachzulesen.

Aber ich denke, eine nichtdonaldistische, literatursoziologisch und übersetzungstheoretisch begründete Würdigung ihrer Arbeit steht noch aus, als Ergänzung der linguitischen Arbeit von Meloni.

Von den schwindelerregenden Höhen der Literatursoziologie und Übersetzungstheorie zurück auf den festen Boden des Donaldismus – der Wirklichkeit: Kann es nicht einfach sein, daß man (mutmaßliche) Milchshakes und Hamburger in Entenhausen als \"Erdbeereis\" und \"belegte Käsebrote\" bezeichnet? Ist das so abwegig?

Man denke an das Verwirrspiel, das bei uns im deutschen Sprachraum mit den Speisebezeichnungen \"Pfannkuchen\", \"Eierkuchen\", \"Berliner\" und \"Krapfen\" herrscht. Ein Verwirrspiel zweierlei Art: Gleiches ist von Region zu Region unter verschiedenen Namen bekannt, Verschiedenes wieder hat von Region zu Region den gleichen Namen.

Wir haben so eine beinah unüberschaubare Vielzahl an regionalen Sonderbezeichnungen für Speisen und Spezialitäten. Dann aber auch die Vielfalt an alten, traditionellen landschaftlichen Namen für Nahrungsmittel: Gurke/Kimmerling, Pilz/Schwammerl/Pfifferling, Sahne/Rahm/Schwand, Sauerkraut/Sauerkohl/Sauermoos, Rotkohl/Rotkraut/Blaukraut und so weiter und so fort.

Oder \"Senf\" gegen \"Mostrich\" – oder bundesdeutsch \"Tomate\" gegen österreichisch \"Paradeiser\"... Zu meinem Erstaunen wurde ich vor kurzem belehrt, daß man in Schleswig-Holstein süße Brötchen \"Semmeln\" nennt. In den Südstaaten heißen alle \"Brötchen\" Semmeln – und einen Sondernamen für die süßen: Gibsganich. Weil: Brauchmanich. Eine mehr als überflüssige Unterscheidung, das mit den süßen \"Semmeln\"...

Bei McDonald\'s ein \"belegtes Käsebrot\" bestellen, wenn man einen Hamburger begehrt? Man macht sich damit nicht mehr zum Kaschperl, als wenn man im tiefsten Bayern im Wirtshaus ein \"Eisbein\" verlangt, wenn einen tatsächlich nach einer Schweinshaxn gelüstet.

Ergänzung zu Entenhausen: Für einen speisefertigen (mutmaßlichen) Truthahn gibt es dort offensichtlich die Bezeichnung \"Füllhorn\" (WDC 142, Friedliche Ferien). Wahrscheinlich hat der Truthahn als \"Füllhorn\" auch eine Füllung – jedenfalls legt der Name das nahe. Und wo ist beim Truthahn das Horn, fragt nun der Schlaumeier. Na und, sage ich. Wo ist das Eis beim Bein? – \"Füllhorn\" für Truthahn finde ich übrigens unheimlich gut.

Theodora Tuschel

Hochgeehrter Coolwater,
deine schlaue Erwiderung berührt meiner Meinung nach eine zentrale Frage des wissenschaftlichen Donaldismus. Wir haben, wenn man von Barks und Fuchs als kanonischen Quellen ausgeht, eine Bild- und eine Textüberlieferung, die es zu interpretieren gilt. Das ist, wenn ich mich nicht irre, schon mehr als die Theologen haben. Die haben nur Texte, noch dazu in komplizierten ausgestorbenen Sprachen wie Aramäisch oder Althebräisch. Wir haben den Vorteil, über eine üppige Bildüberlieferung zu verfügen. Leider macht es das nicht einfacher, denn wenn man Bild und Text gleich ernst nimmt, vervielfachen sich die Probleme der Exegese. Einfach anzunehmen, Brötchen mit einer Fleischbulette (einem plattgedrückten Klops) in der Mitte heißen in Entenhausen manchmal \"belegte Käsebrote\", oder ein zubereiteter Truthahn wird auch als \"Füllhorn\" bezeichnet, wäre zu einfach. Es gibt ja auch Käsebrote, die nicht aussehen wie ein Hamburger, sondern wie Käsebrote, und es gibt richtige Schweine, die man bestimmt braten kann und die dann nicht aussehen wie eine Gänsekeule. Ob deren Unterschenkel in Entenhausen als Eisbein oder als Schweinshaxe bezeichnet werden, weiß ich nicht. Bei uns ist der Unterschied, dass ein Eisbein gekocht ist und eine Schweinshaxe gebraten.

So simpel hast du es ja auch nicht gemeint. Auf alle Fälle ein Thema, über das sich lange nachdenken lässt!

Mit dem multiplen Lebensmittelvokabularium habe ich mich rumschlagen müssen, als ich von Berlin nach Schleswig-Holstein umzog. Es hat Jahre gedauert, bis ich mich daran gewöhnt hatte, dass ein Pfannkuchen hier Berliner heißt und ein Eierkuchen Pfannkuchen.

PS: Der Begriff \"belegte Käsebrote\" ist an sich schon interessant. Sind damit Brotscheiben gemeint, die mit Käse belegt sind, oder mit Käse belegte Brotscheiben, die mit zusätzlichen Zutaten belegt sind? Oder, wie Coolwater als Möglichkeit andeutet, Brötchen mit einem plattgedrückten Fleischklops in der Mitte?

Coolwater

Ein \"belegtes Käsebrot\" dürfte wohl Käse enthalten. Zusätzlich ist es eben mit einem plattgedrückten Fleischklops in der Mitte \"belegt\". Bei uns würde man das das eher als Cheeseburger denn als Hamburger bezeichnen.

Einmal den Spieß umgedreht: Was berechtigt denn zu der Annahme, es handle sich bei den erwähnten Speisen um Hamburger, Milchshakes und Truthahnkeule? Weil\'s in der englischen Tonspur von Barks steht? Da ließe sich freilich ganz Entenhausen munter auseinandernehmen. Ich hab\' gehört, den Goethe gibt\'s gar nicht in Entenhausen und der Turnvater Jahn ist in Wirklichkeit George Washington ...

Das Erdbeereis ist doch in dem Bericht Die Panzerknacker gehen auf den Leim (US 42). Sieht für mich nicht zwingend aus wie Milchshake, und die vermeintlichen Strohhalme könnten auch Löffel sein, der vermeintliche Schaum aber Sahne. Vielleicht kennt jemand die Milchshakes von McDonald\'s. Zumindest vor mehr als zwanzig Jahren, als ich sie gelegentlich getrunken habe, waren sie extrem dickflüssig, man konnte sie kaum durch den Strohhalm saugen. Vielleicht handelt es sich bei dem \"Eis\" im Eissalon Venezia auch um so ein Zwischending zwischen Milchshake und Eis. Völlig klar ist das nicht auf dem Bild. Aber was immer es genau ist: Die Ducks nennen\'s Eis, und auch im Eissalon heißt es so.

In welchen Berichten kommen denn Schweinebraten und belegte Käsebrote vor? Ich möchte mir mal mit eigenen Augen ansehen, was da Sache ist.

Das Schwarze Phantom

Die \"belegten Käsebrote\" sind aus \"Der zählende Papagei\" bzw. \"Donald Duck und das mathematische Wundertier\", Schlußseite (nur Fassung 1958).