Donald und seine nichtvorhandene Hose

Begonnen von Intelligenzwald, 25. Jan. 2011, 20:58:50

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TiTriTra

Ich glaube es war donald weis es aber nicht, irgendwo hat er seine geschlechtsteile mit den Händen verdeckt als er nackt war.

Coolwater

duck313fuchs schrieb:
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> Donald trägt keine Hosen? Das Gegenteil ist
> richtig und bedarf nicht des Nachweises durch den
> Comicstrip, den paTrick uns zeigte. Auch das
> Studium der Quellen des Barksismus/Fuchsismus
> belegt dies.In dem Bericht von Barks \"Gute Taten
> lohnen immer\" aus WDC 31 von Juli 43, nachzulesen
> in der Barks Library WDC Band 1 die 4. Geschichte,
> hat Donald eine Hose an. Auf Seite 47 reißt Donald
> an seinem Körper ein Streichholz an und einer der
> Eingeborenen sagt dann , daß er auch wie der
> Fremde an seiner Hose ein Streichholz anzünden
> wolle. Da dieser Eingeborene in diesem Bericht
> ganz in der Nähe von Donald ist, hat er deshalb
> klar und deutlich gesehen, daß Donald halt eine
> Hose trägt und nicht sein nackter Unterkörper zu
> sehen ist. Widerspruch ist zwecklos, denn das
> hieße an den Worten von Frau Fuchs zu zweifeln!
>
> Damit ergibt es auch einen Sinn, wenn sich die
> Ducks schämen, wenn sie beim Baden ohne ihre
> Oberbekleidung sind, sie haben dann auch die
> Hosen, die wohl einem Federbeinkleid nachempfunden
> sind, abgelegt.


Dies ist eine ebenso kühne wie seltsame Lehre. Sie ist so kühn und so seltsam, daß sie mich zur Widerrede herausfordert.

Zunächst: Der angeführte Beleg ist so nicht ganz sauber. Der Ausspruch des Eingeborenen, wie Du ihn gibst, findet sich nämlich in der Fassung des Berichts, deren deutscher Text von dem rätselhaften Ulrich Klein stammen soll (jedenfalls laut J. Grote). Im eindeutigen Fuchstext, wie ihn dann BCS 1 und CBC I enthalten, sagt der Eingeborene dagegen dies: \"Feuer aus Hose holen! Gut! Sehr gut!\"

So, das tut vielleicht nicht so viel zur Sache. Auch im zweifelsfreien Fuchstext spricht der Mensch ja von einer \"Hose\". Aber um ein bißchen muntere Haarspalterei zu betreiben, wollen wir doch festhalten, daß der Eingeborene nicht ausdrücklich davon spricht, Donald habe Feuer aus seiner Hose geholt, sondern das eben Gesehene sozusagen ins Allgemeine hebt.  

Dann aber: Es hieße doch nicht, an den Worten von Frau Fuchs zu zweifeln, wenn man vielleicht Zweifel an den Worten des Eingeborenen anmeldet. Das ist ein ganz grundlegender Unterschied. Erika Fuchs übermittelt uns, was die merkwürdigen Bewohner der merkwürdigen Entenwelt preisend mit viel schönen Reden so alles sagen und singen, und sie übermittelt es uns fehlerfrei und wortgetreu. Aber niemals bürgt sie dafür, daß allezeit richtig und gescheit sei, was jedermann dort sagt und singt. Nein, das doch wohl wirklich nicht.

An der Beobachtungsgabe jenes Eingeborenen wird man jedenfalls mit einigem Recht zweifeln können. Zum einen hat er offensichtlich sehr wohl in einiger Entfernung zu Donald gestanden, als dieser seinen großen Feuerzauber vollführte - die Eingeborenen kommen dann zumindest alle überhaupt erst zu Donald gelaufen. Und jener Eingeborene hat anscheinend auch nicht in der vordersten Reihe gestanden, unter den Anlaufenden ist er bei den Hinteren.

Zum anderen aber: Was weiß denn der Eingeborene überhaupt von \"Hosen\"? Die Lebensweise des Stammes läßt darauf schließen, daß man dort wenig bis gar nichts von der Welt der \"Bleichgesichter\" weiß. Als Waffe dient noch der Speer, das Entzünden eines Streichholzes ist ein Wunder, das man noch nie sah. Selber trägt der Stamm aber keine Hosen, sondern Baströcke. Wenn also jener Eingeborene von einer \"Hose\" spricht, muß man nicht zwangsläufig auf das schließen, was man in unserem Kulturkreis unter einer \"Hose\" versteht. Im allgemeineren Sinne mag er damit den Unterleib und die Beine meinen, ob bedeckt oder unbedeckt (dazu unten noch einiges mehr).

Was die Eingeborenen von sich geben, zeigt im übrigen, daß sie das Deutsche nicht gut beherrschen. Und man darf da wohl mit nicht allzu großer Kühnheit annehmen, daß es sich hier bereits um eine (einfach gehaltene) Übersetzung aus der Eingeborenensprache handelt, auch wenn Frau Fuchs das nicht wie gelegentlich anderswo, etwa bei den El-Dorado-Indianern, eigens angemerkt hat. Donald und die Kinder sprechen jedenfalls nicht unmittelbar mit den Eingeborenen, und nichts legt zwingend nahe, daß sie verstehen, was die Eingeborenen sagen. Für den Fall, daß die \"Hose\" des Eingeborenen bereits eine Übersetzung ins Deutsche ist, ist aber stark davon auszugehen, daß es bei der Übersetzung in der Tat eine gewisse Sinnveränderung gegeben hat. Ein Völkchen, das selber keine Hosen kennt, dürfte für unsere Hosen kein echtes, den Inhalt und Sinn genau treffendes Wort haben, und \"Hose\" wäre dann im Deutschen nur die Wiedergabe eines Wortes, das den Sinn von Hose nur annähernd hat. Beine, Unterkörper - mehr meint die \"Hose\" des Eingeborenen vielleicht wirklich nicht.

Der langen Rede kurzer Sinn: Aus einer ganzen Reihe von Gesichtspunkten und Überlegungen ergibt sich, daß man es nicht um jeden Preis wörtlich zu nehmen hat, wenn jener Eingeborene von \"Feuer aus der Hose\" spricht, als Donald an seinem Unterleib ein Streichholz entzündet. Eine Lehre, die allein auf Grund dieses einen schwachen Belegs verkündet, Donald trage einem Federkleid nachempfundene Hosen, ist nicht tragfähig.

Es gibt im Gegenteil sehr viele Hinweise, daß es sich nicht so verhält. Ich will nur einmal zum Beispiel auf den Bericht \"Wiedersehn mit Klondyke\" aufmerksam machen, wo, gut, zwar nicht Donald, aber Dagobert, gleichfalls ein Anatoider, der nach jener Lehre wohl mit Federkleidhose herumrennt - wo also Dagobert gezwungen ist, sich im Fluß zu waschen. Dort sieht man auf einem Bild seine Kleidung auf einer Stange über dem Feuer trocknen: Fräckchen, Gamaschen, auch ein Unterhemd, alles da - aber keine Federkleidhose. Es gibt in den Quellen sicherlich noch mehr Stellen, wo ein Duck sich auszieht und man seine Kleidung ausgebreitet sieht. Man müßte ja wenigstens ab und zu einmal irgendwo die sagenhaften Federkleidhosen sehen.

Ich mache weiter aufmerksam auf den Bericht \"Theaterfimmel\" (WDC 217), wo Donald und Gustav jeweils dem anderen eine Feder aus dem Bürzel ziehen und das beiden sehr weh tut. Zumindest am Bürzel kann von falschen Federn also keine Rede sein. Vielleicht ist noch irgendwo anders ein Beleg dafür zu finden, daß es echte Haut und echte Federn sind, was Donald auch überall sonst am Unterleib hat.

Zum Schluß noch eine weitere Sache: Zumal bei Vögeln (siehe hier: http://www.faunistik.net/BSWT/AVES/_DEFINITIONS/hosen.html), aber auch bei manch anderem Getier, zum Beispiel Hunden (siehe hier: http://jagd.de/service/lexikon/sprache_h), kennt man in Terra Hominum fachsprachlich die \"Hosen\". Es ist doch alles andere als ausgeschlossen, daß man auch bei den vogelgestaltigen Menschen in Stella Anatium von den \"Hosen\" sprechen kann, selbst wenn sie am Unterleib gar nichts anhaben. Dies würde aber wiederum nur bekräftigen, daß es dort eben so üblich und gewöhnlich ist, daß diese Vogelähnlichen (Avoide? Ornithoide? Latein oder Griechisch - wie klingt\'s hübscher?) \"unten ohne\" herumlaufen, so daß sie dort niemand als \"nackt\" wahrnimmt oder empfindet, sondern daß es dem gleichkommt, als trügen sie eine Hose. Damit wäre auch das Wort des Eingeborenen wieder ins Recht gesetzt oder die mutmaßliche Übersetzung durch Frau Fuchs als durchaus genau und treffend herausgestellt.

Der Sumpfgnom

Coolwater schrieb:
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> Im eindeutigen Fuchstext, wie ihn
> dann BCS 1 und CBC I enthalten, sagt der
> Eingeborene dagegen dies: \"Feuer aus Hose holen\"
> Gut! Sehr gut!\"

Sehr gut recherchiert. Die in der BL 1 als auch in den TGDD 108 abgedruckten Texte sind in der Tat nicht von Fuchs. Damit ist die \"Federkleid-ist-Hose-Theorie\" wohl zu den Akten zu legen.

Im Nicht Fuchs Text sagen übrigens die Neffen (im 4. Bild, nachdem Donald das Streichholz entzündet hat): \"Baströcke brennen zu leicht! Hosen müssten sie haben!\" Dies würde die Federkleidhosentheorie unterstützen. Doch im Fuchs Text steht:\" Sie haben ihre Baströcke angezündet! Das ist unser Glück!\"

Also nix mit Spendierhosen... X(

duck313fuchs

...warum verwendet der Eingeborene dann gerade den Begriff \"Hose\", wenn er den Begriff eigentlich gar nicht kennt? Das Wort \"Hose\" kam aus seinem Mund und ist nach dem Lauf des Berichtes keine Übersetzung der Sprache der Eingeborenen...

Coolwater

duck313fuchs schrieb:
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> ...warum verwendet der Eingeborene dann gerade den
> Begriff \"Hose\", wenn er den Begriff eigentlich gar
> nicht kennt? Das Wort \"Hose\" kam aus seinem Mund
> und ist nach dem Lauf des Berichtes keine
> Übersetzung der Sprache der Eingeborenen...


Die Übersetzungsfrage einmal beiseite geschoben: Der Eingeborene gebraucht wohl das Wort \"Hose\", und dieses Lautgebilde oder - da wir die Rede der Stella-Anatium-Bewohner nur in schriftlicher Form überliefert haben - diese Buchstabenfolge aus seinem Munde meint wohl auch etwas Bestimmtes, ist also ein Begriff. Es ist aber beileibe nicht gesagt, daß sich der Begriff der Hose bei jenen Eingeborenen nun glasklar mit dem Begriff der Hose in einer westlichen Kultur wie der von Entenhausen deckt und ein aus zwei Röhren bestehendes Beinkleid bezeichnet. Der Verdacht, daß das nicht so ist, ist schon deswegen alles andere als abwegig, weil diese Eingeborenen selber gar keine Hosen in unserem und im Entenhausener westlichen Sinne tragen und diese vermutlich auch gar nicht kennen. (In Terra Hominum ist die Hose bei den Völkern der rauheren Landstriche Nord- und Innereurasiens aufgekommen, sie galt noch den Alten als kennzeichnende Beinbekleidung barbarischer Nordvölker, erst mit der germanischen Völkerwanderung hat sie Europa erobert und erst nach der europäischen Ausbreitung die Welt.)

\"Hose\" meint ja schon im Terra-Hominum-Deutsch nicht nur eine Sache, der Begriff fächert sich tatsächlich schon bei uns auf. Neben der Hauptbedeutung \"Beinkleid aus zwei Röhren\" sehen wir ihn ja in den Zusammensetzungen Wind- und Wasserhose, wo er etwas ganz anderes bedeutet, und nach Wikipedia (wonach sonst) gibt es schließlich auch noch ein altes deutsches Handelsgewicht dieses Namens. Ich will nun aber für unseren Eingeborenen auf dem Entenstern gar nicht mit Witz eine völlig neue und völlig andere Bedeutung des Wortes Hose erklügeln, die mit der gewöhnlichen Bedeutung des Wortes bei uns als Beinbekleidung nichts, aber auch gar nichts zu tun hat (was in der Tat ein willkürliches Verfahren wäre, sofern man eine solche ganz andere Bedeutung eines Wortes anhand der Bild-Text-Quellen nicht wirklich gut und einleuchtend untermauern kann). Aber es genügt doch schon der Hinweis auf die \"Hosen\" der Vögel und der Hunde, die die Tierkundler bei uns kennen (und bei denen es sich zwar nicht um echte, aber doch um bildliche Hosen handelt). Und so mag man gleichfalls bei den Vogelähnlichen in Stella Anatium, die völlig unanstößig gewöhnlich keine Hosen tragen, von \"Hosen\" sprechen - weil sie eben in keiner Weise als nackt, als \"hosenlos\" wahrgenommen werden.

Es kann sich freilich mit dem Rätselwort des Eingeborenen aber auch ganz anders verhalten: Er mag ganz einfach einer falschen Wahrnehmung, einem Irrtum unterliegen (oder \"Scheiß reden\"), wenn er bei Donald eine \"Hose\" sieht. Wenn es nicht ohnehin einfach der Fall ist, daß er Donald aus der Entfernung ohnehin nicht richtig in Augenschein nehmen und mustern konnte, ist es ja zunächst einmal so, daß die Art, wie die Eingeborenen die aus einer anderen Kultur, aus einer anderen Welt unvermittelt zu ihnen eingebrochenen Ducks sehen und deuten, nur aus dem (beschränkten) Erfahrungsschatz ihrer eigenen Kultur und Lebenswelt kommen kann. Als \"großen Feuerzauber\" würden wir das Entzünden eines Streichholzes kaum bezeichnen. Und es mag jener Eingeborene darum vielleicht tatsächlich glauben, daß Donald eine Hose, eine Beinbekleidung trägt, obwohl das nicht der Fall ist - etwa deswegen, weil der Unterkörper, die Beine und die Füße, die bei den Eingeborenen schwarz sind, bei den Ducks so ganz anders aussehen. Auch in Terra Hominum hat die äußere Erscheinung der Europäer mit den hellen Farben von Haut, Haaren und Augen gerade bei der Begegnung mit sehr urtümlich und abgeschlossen lebenden Völkern in südlichen Weltgegenden beim ersten Mal noch immer großes Erstaunen erregt und auch allerlei Fehldeutungen hervorgerufen.

Carl Barks hat über 6.200 Seiten an Berichten hinterlassen. Wenn nun die gesamte Lehre vom hosentragenden Donald Duck allein auf der einen fragwürdigen Zeugenschaft eines Eingeborenen ruht, der nix Gescheites sieht und weiß und aus dessen Welt Duck so schnell wieder verschwindet, wie er in sie eingebrochen ist, dann steht sie auf sehr, sehr schmalem Grund.

Die Ducks hatten ja öfter Begegnungen mit \"verlorenen Völkern\", und alle deuteten sie die Eindringlinge aus einer anderen Welt selbstverständlich aus dem, was sie wußten und kannten und was sie unmittelbar zu sehen glaubten. Es ist aber noch niemandem eingefallen, zu behaupten, die Ducks hätten keinen Unterleib, nur weil die Inkawächter das so wahrnahmen (US 26). Oder daß Gustav wirklich der Gott Chu sei, den die Indianer im Tropenwald in ihm sahen (DD 46). Schließlich fällt mir noch ein: \"Weiße Füße? Ach so, Gamaschen!\" (MOC 41).

Salvatore Speculatius

Die Frage, wann Anatoide *richtig angezogen* sind, ist hier zielführender: Ober- und Unterkörper sind keineswegs schamzonen-gleich. Nur zu bestimmten, meist sportlichen Anlässen ist die Oberkörpernacktheit oder -teilbekleidung schicklich. Ansonsten sind nackter Unter- und vollständig bekleideter Oberkörper die geforderte Alltags- und Freizeitbekleidung. Anders sieht es bei den Wilden aus: nackte Oberkörper und bekleidete Unterkörper markieren die kulturelle Differenz zum zivilisierten Bürger.

nota bene: ich heiße eigentlich Speculatio, habe aber meine Zugangsdaten verloren/vergessen.