Merkwürdiges Donald Zitat

Begonnen von Der Sumpfgnom, 22. Aug. 2010, 16:05:33

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DasLeuchtkamel

Coolwater schrieb:
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(........)
> müssen einem Entenhausen viel realistischer
> scheinen, was er dort sieht, ist nicht ein
> \"Funny\", sondern seine eigene Welt - zumindest ist
> seine eigene Welt genauso \"funny\" (oder sogar noch
> wesentlich funnier, wenn die Micky-Maus-Comics
> dort möglicherweise auch nicht immer das Gelbe vom
> Ei sind).
(............)

> All dies legt es nahe, daß die
> Micky-Maus-Geschichten in Entenhausen eine
> erheblich größere Identifikationskraft besitzen
> als hier und ihnen ein ungleich höherer
> Stellenwert in der Entenhausener Populärkultur
> zukommt.
Auch wenn ich es eigentlich nicht glauben mag, dass in Entenhausen die Abenteuer der unsäglichen Maus derart populär sind, es würde auch eine weitere Merkwürdigkeit erklären:
Das Auftauchen von Mack und Muck beim werten Herrn Düsentrieb.
Angenommen die Maus ist tatsächlich derart populär, dann läge es nahe, dass sich Kinder auch entsprechend verkleiden und Herr Düsentrieb darauf eingeht indem er die Kinder entsprechend benennt.
Duck auf, Maus raus!

Ur-Bottervogel

Gut, das erklärt das Auftauchen von Mack und Muck, das sind nur verkleidete Kinder. Aber was ist mit Dumbo? Ich stelle mir es sehr schwer vor, sich als Dumbo zu verkleiden.

Ahoj

B.

Der Sumpfgnom

Ur-Bottervogel schrieb:
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> Aber was ist mit Dumbo? Ich stelle mir es sehr schwer vor, sich als
> Dumbo zu verkleiden.

Genau! Und was ist mit Ede Wolf? Ich glaube nicht, dass es sich hier um einen Entenhausener im Kostüm handelt. Denn Edes Verhalten in \"Die Schafcowboys\" (TGDD 95) wirkt ziemlich echt.

C.

Coolwater

Bei \"Mack und Muck\" in dem Düsentriebbericht \"Natürliche Energiequellen\" (US 13/3) handelt es sich im echtesten Sinne um \"Verkleidungen\" von Barksens Hand. Barks hatte den fertig gezeichneten Bericht ursprünglich mit Tick, Trick und Track statt mit Mack und Muck abgeliefert, wurde dann aber vom Verlag genötigt, die Figuren auszutauschen. Ein Gleiches gilt für \"Otto\" im nächsten Düsentriebbericht \"Dem Ingenieur ist nichts zu schwör!\" (US 14/3): Im ursprünglichen, unverfälschten Bericht befand sich an dessen Stelle Donald Duck.

Der Befehl für diese Eingriffe erging, weil der Verlag die Uncle-Scrooge-Hefte billiger versenden konnte, wenn sie Geschichten bzw. Berichte mit unterschiedlichen Figuren enthielten. Barks mußte für \"Uncle Scrooge\" daher Berichte mit Daniel Düsentrieb abliefern, in denen die Ducks, die ja schon im Onkel-Dagobert-Hauptbericht ihren Auftritt hatten, nicht vorkamen. Dieser Seltsamkeit, die in bezug auf die Verfälschung der genannten zwei Berichte ohne Zweifel ärgerlich ist, verdanken wir freilich, daß uns Barks viele Berichte hinterließ, in denen wir den Diplomingenieur einfach nur in seinem Element sehen, beim Denken und Erfinden. Wer weiß, ob es Barks sonst als wert befunden hätte, uns davon überhaupt zu erzählen ...

Aus dem Gesagten dürfte klar geworden sein, daß ich \"Mack und Muck\" wie auch \"Otto\" nicht als real existierend betrachte; das alles hat sich tatsächlich mit Tick, Trick und Track und Donald ereignet. Es geschah durch einen klaren Eingriff von außen, daß Barks die Figuren in den bereits fertigen Berichten austauschte.

Was nun zoologische Abnormitäten und Figuren aus dem Kaschperltheater wie \"Dumbo\", \"Ede Wolf\" und \"Gevatter Fuchs\" angeht, die in vermeintlichen Berichten von Oma Ducks Bauernhof auf uns losgelassen werden, so ist dazu nur anzumerken, daß diese \"Berichte\" gar nicht von Barks geschrieben wurden, sondern von einem gewissen Vic Lockman. Barks fertigte nur die Zeichnungen an (und bastelte an den Handlungen, die aber nicht wirklich zu retten waren, soweit herum, daß sie halbwegs nach etwas aussahen). Wo Barks nur die Zeichnungen beisteuerte, aber die Substanz der Geschichte gar nicht von ihm stammte, kann man von einem authentischen Bericht im Ernst nicht reden. Das gilt für einen Großteil des Krams der Marke \"Oma Ducks Bauernhof\" und \"Daisy Ducks Tagebuch\", vereinzelt aber auch für einiges andere Material, unter den längeren Sachen etwa \"Piratengold\" und \"Spendieren oder schikanieren\". Als Quellen für das wirkliche Entenhausen sollte man diese Sachen nur mit Fingerspitzen anfassen.

Der Sumpfgnom

Coolwater schrieb:
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> Wo Barks nur die
> Zeichnungen beisteuerte, aber die Substanz der
> Geschichte gar nicht von ihm stammte, kann man von
> einem authentischen Bericht im Ernst nicht reden.

Das erscheint mir zu einfach. Dies hieße doch im Umkehrschluss, dass Barks uns wissentlich verfälschtes Material hat zukommen lassen. Jemand, der Entenhausen so gut wie kein anderer kennt, würde doch keinen Bericht über Personen anfertigen, die gar nicht existieren können....... :S

Carl

In der Geschichte \"Die tollen Trapper\" lesen TTT ein Buch mit dem Titel \"Carl Bars\"(:P)

Salvatore Speculatius

An diesen sogenannten Zitaten ist nichts Ungewöhnliches. Es sind simple Werbeeinblendungen und vom Bericht selbst selbstverständlich abzutrennen. Auch Berichte, auch die ernsthaftesten wollen vermarktet werden. Weder CB noch EF wollten sich nur von Magerquark und Pellkartoffeln ernähren. Deshalb lassen sie DD oder auch GG ab und zu \"aus der Rolle fallen\", machen sie kurzzeitig zu Werbefiguren in eigener Sache. Das mag moralisch nicht ganz einwandfrei sein, aber schließlich geht\'s ums blanke Überleben von Historiographen!

Richard

Salvatore Speculatius schrieb:
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> Es sind simple Werbeeinblendungen [...] Weder CB
> noch EF wollten sich nur von Magerquark und
> Pellkartoffeln ernähren.

Ich bezweifele stark, daß CB oder EF auch nur einen Pfennig oder Cent mehr dadurch in der Tasche hatten.

Salvatore Speculatius

\"Ich bezweifele stark, daß CB oder EF auch nur einen Pfennig oder Cent mehr dadurch in der Tasche hatten.\"

Das wissen wir nicht. Wir wissen aber sehr wohl, dass Verlage 1)ihre Autoren unter Druck setzen und 2) alles unternehmen, um ihre Druckerzeugnisse an den Käufer zu bringen. Und die Vorstellung, dass zum Beispiel Gary Cooper von dem neuen dreilagigen Toilettenpapier, das in der Werbeunterbrechung beworben wurde, wusste, bevor er die Banditen erledigte, ist nur absurd.

Richard

Die Vorstellung, daß Fred Feuerstein die Winston-Zigaretten kennt, finde ich hingegen nicht sonderlich absurd.

Coolwater

Du glaubst doch hoffentlich nicht, daß \"Fred Feuerstein\" wirklich existiert - so wie Gustav Gans oder Daniel Düsentrieb. Die Vorstellung finde ich völlig absurd. :D

Salvatore Speculatius

\"Die Vorstellung, daß Fred Feuerstein die Winston-Zigaretten kennt, finde ich hingegen nicht sonderlich absurd.\"

Das müsste dann im Feuersteinisten-Forum erörtert und geklärt werden. Hier geht es nur darum, verlagsgesteuerte Produktwerbung von den Berichten sauber zu trennen.

Richard

> Hier geht es nur darum, verlagsgesteuerte Produktwerbung von den Berichten sauber zu trennen.

Das ist ganz einfach: Auf Werbeseiten und mitunter im redaktionellen Teil gibt verlagsgesteuerte Produktwerbung, in den Comics (zumindest denen von Barks/Fuchs) gibt es Berichte. Zack.

Salvatore Speculatius

\"In einem Panel (h.m.e.j.E.s.) sagt Donald zu den Neffen \"Ich seh´ euch dann in der nächsten Barks - Geschichte wieder.\"

D.h, ein *scheinbar* selbstreferentieller Bezug (Donald referiert sich *scheinbar* als Comicfigur)

\"Das ist ganz einfach: Auf Werbeseiten und mitunter im redaktionellen Teil gibt verlagsgesteuerte Produktwerbung, in den Comics (zumindest denen von Barks/Fuchs) gibt es Berichte. Zack.\"

Ganz so einfach ist es leider nicht. Trotzdem wird meine Forderung nach EUSTID (einfache und schöne Theorie im Donaldismus)hier erfüllt: CB/EF waren Pioniere der auffälligen versteckten Werbung (product placement), wie sie heute in Film und Fernsehen selbstverständlich sind. Im Film hält der Held eine Getränkemarke auffällig lange in die Kamera oder fährt minutenlang in einem Auto durch die Straßen, wobei die Kamera sich nicht vom Firmenemblem auf der Kühlerhaube zu trennen vermag. Aber auch in Berichten finden wir die auffällig versteckte Werbung: Dr. R. erzählt uns vom Paarungsverhalten der russischen Rigipsdrossel und lehnt dabei lässig an einem Geländewagen des Autoherstellers X.

Coolwater

Der Sumpfgnom schrieb:
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> Das erscheint mir zu einfach. Dies hieße doch im
> Umkehrschluss, dass Barks uns wissentlich
> verfälschtes Material hat zukommen lassen. Jemand,
> der Entenhausen so gut wie kein anderer kennt,
> würde doch keinen Bericht über Personen
> anfertigen, die gar nicht existieren können.......
> :S

Oh, das Stückchen hatte ich übersehen.

Ich meine nicht, daß man es sich \"zu einfach\" macht, wenn man aus den Berichten den echten Barksgehalt von nichtbarksischen Beimengungen und Unterfütterungen zu scheiden bemüht ist. Sage niemand, daß das eine leichte Aufgabe wäre oder auch nur in jedem Fall endgültige, befriedigende Lösungen auf den Tisch gelegt werden könnten. Aber zu einfach macht man es sich doch eher, wenn man dies nicht tun will. Eine saubere Quellenkritik ist meines Erachtens erste Voraussetzung eines jeden wissenschaftlichen Donaldismus.

Über Barksens Beweggründe, von fremder Hand gewebten Stoffen den Aufputz zu geben, kann man nur Vermutungen anstellen. Ich weiß übrigens nicht, ob Barks jemals das Ziel hatte, uns Menschlein zu erleuchten, indem er uns von Donald und den Seinen kündete. Wozu hat Gott die Welt erschaffen? Vielleicht nur zum Spaß. Mir scheint, Barks schuf die Berichte und schleuderte sie unter unser Geschlecht in erhabener Zwecklosigkeit. Und vielleicht fand der große Herr es gar hübsch, unreinen Stoff beizumengen, hier ein wenig, da ein wenig, auf daß wir manches zu rätseln und zu knobeln haben.

Man muß zudem bedenken: Barks war Mittler, Künder, Weltenschöpfer, aber hier bei uns, da war er nicht mehr als ein kleiner Schreiber und Zeichner, der für sein täglich Brot arbeiten mußte. Wer wollte es ihm, der trotz allen Sorgen und Nöten so gewissenhaft aus der anderen Welt berichtete, verargen, wenn er dann und wann für einen Augenblick nur vom Weg abgehen mußte und der Stift Dinge zu Papier brachte, die nicht wahr und rein waren? Tat nicht auch Fuchs so viel mehr, wenn sie nicht nur Barksens sich annahm, sondern im rauhen Mengen unwahre Geschichten von Dutzendzeichnern übersetzte?

Jedenfalls: Wenn Vic Lockman als Medium anerkannt wird, dann gute Nacht, schöne Großmutter! Dann gehen in Entenhausen wirklich die Lichter aus, und ewige Dunkelheit senkt sich herab auf Stella Anatium.