Deutsch oder Anatisch? Welche Sprache sprechen sie in Entenhausen?

Begonnen von Coolwater, 30. Apr. 2024, 23:17:29

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Verbrecherischer Kassenwart

Die Debatte in diesem Faden erinnert mich zunehmend an den Streit um Kaisers Bart.
Der anarchische Geist aus den frühen Jahren der D.O.N.A.L.D., die Lust im Umgang mit Widersprüchen und Unmöglichkeiten und der Akzeptanz derselben - vergangen, verweht ...

PS.:
Pfingsten steht vor der Tür: \"Und sie predigten in verschiedenen Zungen\" (aus lang vergangenen Zeiten nach dem Gedächtnis zitiert)

Beppo

> Der anarchische Geist aus den frühen Jahren der D.O.N.A.L.D., die Lust im Umgang mit Widersprüchen und Unmöglichkeiten und der Akzeptanz derselben - vergangen, verweht ...

Wir haben doch schon immer solche Fragen diskutiert- Wo liegt Entenhausen? Was ist mit das den Zähnen der Ducks? Wie sieht der Stammbaum der Ducks aus? Warum tragen nur die weiblichen Ducks Schuhe? Ich kann da keinen Unterschied erkennen. Wir wollten doch schon immer die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit herausfinden.
Grunz!
Beppo

Ein Kojote ist und bleibt ein Hühnerdieb!

paTrick

Meiner Kenntnis nach sprechen die Ducks Erdensprache Nr. 625 X mit leichtem 737 K Akzent.



Beachtenswert ist auch auch, dass die Marsianer hier \"Deutsch\" sprechen. Ob das am Ende übersetzt ist?

Coolwater

Zitat von: paTrickMeiner Kenntnis nach sprechen die Ducks Erdensprache Nr. 625 X mit leichtem 737 K Akzent.

Meiner Kenntnis nach handelt es sich bei Erdensprache Nr. 625 X mit leichtem 737 K Akzent um – Deutsch.

Glubschäugleinmachenswert ist der leichte 737[-]K[-]Akzent. Von meinem anderso abgepflockten Standpunkt, die Ducks sprächen lupenreines Hochdeutsch, möchte ich mal vorsichtig etwas zurücktrippeln. Es handelt sich bei Siebenhundertsiebenunddreißig Ka wahrscheinlich um die landschaftliche Klangfärbung der deutschen Sprache in den Entenhausener Landen. Diese hat kein Gegenstück in unserer Welt. Bei uns sprechen sie in Amerika oder Teilen davon nicht großflächig, allgemein Deutsch. Es ist nicht Bairisch, nicht Berlinisch, nicht Schwäbisch. Sondern: Entenhausnerisch.

Ein Jammer, daß die Fuchs, diese eingefleischte Freundin des geschriebenen, gedruckten Wortes, uns keine Klangproben aus Entenhausen hinterlassen hat. Mit der Einstufung 737 K der Marsischen können wir leider rein gar nichts anfangen.

ZitatBeachtenswert ist auch auch, dass die Marsianer hier \"Deutsch\" sprechen. Ob das am Ende übersetzt ist?

Ich vermut\'s. Die Fuchs gibt ja manchmal Hinweise wie \"Übersetzung aus der Adlersprache\". An anderen Stellen, wo solche Hinweise denkrichtig sein müßten, wie hier, fehlen sie. Ich glaub\', da hat sie ein bißchen geschlampt. Aus reiner Denkrechte komm\' ich dahin zu sagen, daß die Marsischen, wenn sie hier einander mitteilen, die Ducks redeten Erdensprache 625 X – also Deutsch –, in einer anderen Sprache reden (\"Marsisch\"). Später, wenn sie sich mit den Ducks unterhalten, bedienen die Marsischen sich natürlich selbst des Deutschen, möglicherweise – wir wissen\'s nicht – mit marsischer Klangfärbung.

Ich hab\' jedoch Hochachtung vor dem verbockten Hundertprodeutschstandpunkt, der da geht: Nein, was uns die Fuchs als Sprache der Marsischen in dieser Sprechblase ohne Übersetzungshinweis übermittelt, ist Deutsch, somit spricht der Marsische in diesem Bild deutsch.

Der Sumpfgnom

Ich freu´ mich schon wie Bolle auf den ersten multilingualen Kongress in Flensburg, wo wir uns Vorträge auf Deutsch, Dänisch, Englisch und Kauderwelschisch zu Gemüte führen werden. Werden die dort anwesenden Dänen uns verstehen, wenn wir von Donald Duck und dessen Onkel Dagobert berichten werden? Werden wir uns am Kopf kratzen, wenn die Dänen uns etwas von einem Onkel Joakim verklickern wollen?

Fakt ist m.E., wir wissen nicht, wie die Sprache in Entenhausen klingt. Wir wissen ja noch nicht einmal 100%ig, wie die alten Römer in unserer Welt so gebrabbelt haben.

Ich denke, Frau Fuchs hatte die Gabe, den Sinn der dortigen Unterhaltungen zu erfassen und hat uns das freundlicherweise ins Deutsche übersetzt. Dafür gebührt ihr der Dank der Nation. In anderen Ländern haben das andere Männer und Frauen geleistet. Ob die besser oder schlechter waren als Fuchs, werden wir wohl nie erfahren, wir können ja kein Anatidisch.

Coolwater

Ein naheliegender Einwand gegen das Deutsche auf Stella Anatium: Ist\'s möglich, daß etwas so Komplexes wie die deutsche Sprache in einem anderen Universum unabhängig von uns ein zweites Mal entsteht?

Drauf sag\' ich: Nun ja, lieber Freund, wir sind im Anaversum ja nicht einfach in irgendeinem anderen Universum, sondern in einem Paralleluniversum (siehe oben). Da haben sie ein gotisches Münster, eine pazifische Nordwestküsten-Indianerkultur, ein altes Persien – alles \"wie bei uns\".

Jedes davon ist so \"komplex\", so allseitig, vielfältig, beziehungsreich, daß es auch bei ähnlichen oder sogar \"gleichen\" Ausgangsbedingungen eigentlich nicht zweimal unabhängig voneinander entstehen kann.

Das Münster, die Nordwestenküsten-Indianerkultur, Altpersien sind Menschenwerk. Aber es hört damit ja nicht auf. Sie haben auf dem Entenstern Bäume, Blumen, Fische, Vögel, das Getier im Wald und auf der Heide \"wie bei uns\". So eine Blume oder so ein Fisch steht aber nur am (bisherigen) Ende einer Entwicklungskette, die seit Vieltausenden, Millionen, Milliarden Jahren läuft.

Selbst wenn ein Stella-Anatium-Stör dem unsern nur äußerlich gleicht und uns beim Aufschneiden des armen Tiers die Augen übergehen würden, weil wir Dinge sehen, die wir im Leib eines Fischs in unserer Welt nie sahen – schon daß auf einem erdgleichen Wandelstern all die Formen, die wir hier kennen, auch nur äußerlich noch einmal unabhängig voneinander entstehen, ist eigentlich unmöglich. Aber mit Entenhausen sind wir eben in einem Paralleluinversum. Da geht das.

Daß die drüben auch die deutsche Sprache haben, ist ein Klacks, verglichen mit dem Stör.

Für die Frage, wie ein Paralleluniversum überhaupt sein kann, rufe ich, bis einer mit was Besserem ums Eck kommt, die geheimnisvollen Teilchen der Anatome aus.

Die Anatome sind natürlich keine \"Un-Atome\", sondern \"Anatome\" wie halt \"Anaversum\", \"Anatium\" und so fort. – Ich hoffe, \"Anatome\" sind in der \"anatiden Physik\" oder sonstwo in der donaldistischen Forschung nicht schon im Gebrauch, sonst muß ich einen anderen Namen erklügeln. In der donaldismusüblichen Unbescheidenheit bringe ich als Zweit- und möglichen Ersatznamen für die Anatome aber gleich die Bezeichnung Coolwaterteilchen ins Spiel.

Die Anatome oder Coolwaterteilchen sorgen für die – Aaaachtung, gleich tönt\'s wissenschaftlich! –, für die permanente partielle Parallelstabilität. Das wissenschaftliche Kauderwelsch geerdet und ins liebe Deutsch gebracht, könnt\' man sagen, für die beständige Kippsicherheit des Teilgleichlaufs beider Welten (danke an Eduard Engels vortreffliches Verdeutschungsbuch, auf die verteufelt anschauliche Kippsicherheit wäre ich selber nicht gekommen).

\"Partiell\" drum, weil halt nicht alles gleichläuft in beiden Welten. Sprechende Riesenenten und so.

Fragt mich einer, wie zum Geier die Anatome dieses Kunststück vollbringen, die \"Parallelität\" herzustellen, sie in Schach zu halten und so, dann kann ich nur sagen: Ja, das weiß ich doch nicht, was die genau machen. Die machen halt irgendwas.

StefanHD

Dass es zwischen dem Humanoversum und dem Anaversum eine nichtleere Schnittmenge gibt, ist doch eine alte Erkenntnis, auf die schon Hans von Storch in DD 55 hinwies. Die beiden Universen sind also nicht unabhängig. Sie können es auch gar nicht sein, denn sonst würden wir doch gar keine Kenntnisse über das Anaversum per Barks und Fuchs gewinnen können. Damit ist natürlich noch nicht bewiesen, dass die Sprache in die Schnittmenge gehört, aber es könnte immerhin sein. Ein völliges Paralleluniversum ohne Schnittmenge ist völlig umplausibel, weil es natürlich viele physikalische Gesetze gibt, die ähnlich sind, viele chemische Elemente, Namen von historischen Personen, die Lage und Form von Ländern, Erika Fuchs und Carl Barks und sehr vieles mehr. Alles Dinge, die für einen großen Überlapp der Universen sprechen.

Lasst uns also bei der Sprache Argumente dafür und dageben sammeln...

Beppo

>Dass es zwischen dem Humanoversum und dem Anaversum eine nichtleere Schnittmenge gibt, ...

Eine (wenn auch recht billige) Erklärung dieser Schnittmenge ist die Theorie des Kollegen Horst: Entenhausen liegt in der Zukunft. Das erklärt auch die offensichtliche Asymmetrie. Über die Vergangenheit weiß man viel, aber über die Zukunft wenig. Leute wie den Graf Zeppelin kennt man natürlich in Entenhausen, aber über die Entenhausener Ingenieure und Forscher wissen wir nur das, was uns zwei verstorbene Spökenkieker berichtet haben.
Grunz!
Beppo

Ein Kojote ist und bleibt ein Hühnerdieb!

Coolwater

Wenn die auf Stella Anatium unser Deutsch nicht haben und die Fuchs alles ins Deutsche übersetzt hat, heißt Entenhausen folgerichtig in echt nicht \"Entenhausen\". Das ist ja ein deutscher Name.

Jetzt könnt\' man sagen: Die Fuchs hat den Ortsnamen gewiß einigermaßen getreulich übersetzt. Freilich, lautet der echte Ortsname irgendwas wie \"Ort der Enten\" oder \"Wohnsitze der Enten\", dann kann man\'s sich aussuchen, ob man draus Entenhausen, Entenburg, Entenstadt, Entenheim, Entingen oder sonst was macht. (\"Entenpfuhl\" wär\' als Name eigentlich wesentlich witziger, als den Enten die langweilige Allerweltsortsnamenendung \"-hausen\" anzupappen.)

Klopfen wir noch ein paar mehr Ortsnamen von drüben ab. Ganselstedt: Wieso \"-stedt\" und nicht \"-stadt\"? Gantenfurth: Wieso \"-furth\" und nicht \"-furt\"? Will uns die Fuchs mit diesen Abweichungen vom heute gebräuchlichen Deutsch irgendwas sagen? Bilden sie Abweichungen nach, die schon in den wirklichen, anatischen Namen der Orte stecken?

Weiter. Kirchenlamitz, Antenweiler, Antenbüttel, Kleinschloppen. Was soll das? Im heutigen Deutsch bedeuten \"-lamitz\" (mit wendischem \"-itz\"), \"-büttel\", \"Anten-\", \"-schloppen\" nichts. Freilich, wenn man in der Ortsnamengeschichte wühlt, gräbt man die Bedeutungen aus; und einer mag jetzt sagen, die Fuchs habe auch hier philologisch-gründlich anatische Wortformen und -stämme übersetzt und ein uns unbekannter Ortsname aus Stella Anatium läuft in deutscher Übersetzung zwangsläufig auf \"Kirchenlamitz\" oder \"Antenbüttel\" hinaus. Da rennt sich der Gedanke, die Fuchs kredenzt uns Entenhausen philologisch-gründlich vor, allerdings tot.

Zumal da manche dieser Ortsnamen oder Versatzstücke davon in der Umgebung von Fuchsens oberfränkischer Zwangsheimat \"zufällig\" auftauchen, liegt der Schluß näher, daß sie hier für ganz andere Namen auf Stella Anatium deutsche Ortsnamen frei gewählt hat, die ihr einfach für ihre und unsere Ohren gut und passend klangen.

Nun kann ein Anatiker sagen: Schön und gut. Bei Kleinschloppen und Kirchenlamitz hat Fuchs ihre Phantasie Blasen schlagen lassen, seh\' ich ein, und sich aus ihrem Fichtelgebirge bedient, aber bei Entenhausen wird sie sich doch, Herrgott noch mal, am Riemen gerissen haben. Der anatische wahre Name der Stadt wird gewiß irgendwie etwas heißen wie \"Ort der Enten\".

Tja, vielleicht. Vielleicht auch nicht. Die Berichte, wenn darin durchweg alles ins Deutsche übersetzt und Spuren von Anatisch restlos getilgt sind, eröffnen keinerlei Möglichkeit, dem nachzugehen. Daß \"Entenhausen\" eine getreulichere Übersetzung sei als \"Kleinschloppen\", ist Spekulatius. Es könnt\' ebensogut sein, daß die Fuchs ihre Kreativilität ungehemmt entfaltet hat und im Sinne der vollständigen \"Translozierung\" und Mundgerechtmachung der Duck-Welt für uns hier die deutschen Ortsnamen durchweg neu ausgeheckt hat. Vielleicht ließe sich der anatische Name Entenhausens richtig mit Königsberg, Heiligenhafen oder Neustadt am Rübenberge übersetzen, aber die Fuchs meinte halt, das sei langweilig und doof, \"Entenhausen\" sei als Heimstätte für unsere \"Enten\", die Ducks, doch ein pfiffigerer Name.

Mit den Personennamen ist\'s das gleiche. Donald und Dagobert können in ihrer Welt schlecht so heißen, wenn\'s dort kein Deutsch gibt. \"Donald\" ist nun nicht wirklich deutsch, sondern ein englischer Name keltischer Abkunft, was aber für die Aussprache hier wenig tut. Englisch und Keltisch haben die drüben folgerichtig natürlich auch nicht, wenn sie kein Deutsch haben.

Jetzt kann man natürlich hier genauso sagen: Augenblick, die Fuchs ist gewiß hochphilologisch-ursprungsgetreu vorgegangen und hat sauber die Bedeutungen dieser Namen übersetzt. Also: \"Donald\" heißt letztlich \"Weltherrscher\", belehrt mich das Netz, und \"Dagobert\" heißt \"glänzend wie der Tag\". Die beiden haben also anatischen Namen, die im Ursprung bedeuten \"Weltherrscher\" und \"glänzend wie der Tag\", die Fuchs hat\'s ursprungsgetreu übersetzt, somit ergibt sich \"richtig\": \"Donald\" und \"Dagobert\".

Aber: Das glaubt doch jetzt echt keine Sau. Vor allem glaubt keine Sau, daß, wenn die Namen und nicht nur diese beiden, alle so ganz richtig und getreulich übersetzt sind, sich dann zuuuuufällig im Deutschen all die für Entenhausen so kennzeichnenden Stabreimnamen ergeben. Donald Duck, Dagobert Duck, Gustav Gans, Gregor Ganovsky und, und, und.

Auch hier ist\'s denk- und folgerichtiger, vom Anatischstandpunkt aus ganze Sache zu machen und zu sagen: Die heißen alle in Wirklichkeit ganz anders, wir wissen nicht, wie sie heißen, die deutschen Namen sind freie Erfindungen, Willkürschöpfungen von Fuchsens Geist. Und am Ende kann\'s ohne weiteres sein, daß auch die Nachnamen (Duck, Gans, Ganovsky) in der anatischen Wirklichkeit gar keine Entsprechung haben. Die Fuchs fand\'s halt pfiffig, der \"Ente\" Donald das englische Wort für \"Ente\" als Nachnamen aufzudrücken und der \"Gans\" Gustav den Namen \"Gans\" und dem \"Ganoven\" Ganovsky seinen Namen. Aber vielleicht haben die Entenhausener in ihrer Sprache ganz \"gewöhnliche\" Namen wie wir: Müller, Meier, Schulze, Merkel, Brandt – Namen, die jahrhundertealt von Ahnen überkommen sind und nichts mit Leibgestalt, Wesensart oder Beruf des heutigen Trägers zu schaffen habe. Duck, Gans, Ganovsky und Co. – ein Sprachscherz der Übersetzerin.

Vielleicht, vielleicht nicht. Die Quellen lassen keine Rückschlüsse zu, weil ja die Fuchsübersetzung als undurchschaubare, unüberwindliche, undurchbrechbare Mauer zwischen uns und Anatisch, der unbekannten wahren Sprache der Entenhausener, steht. Aber wenn die Fuchs in ihrer Übersetzung aus der Spracheigenbezeichnung von Anatisch kurzerhand \"Deutsch\" macht und den Entenstern mit Kirchenlamitz und Kleinschloppen von nebenan im Oberfränkischen munter füttert, ist der Frau an Kreativilität alles zuzutrauen.

Merkewohl eins: Ich bin selbstverfreilich der Auffassung, Kirchenlamitz auf Stella Anatium heißt in echt Kirchenlamitz.

Merkewohl zwei: Ich weiß selbstverfreilich, daß das hier Ausgeführte nicht für Deutsch und gegen Anatisch auf dem Entenhausen spricht oder umgekehrt. Ich spiele hier nur einige Folgen durch, die sich aus der Anatischlehre für die Entenhausenschau des inneren Donaldismus ergeben.